Leben an Bord

Unser Leben an Bord ist weiterhin spannend, auch wenn wir unseren Liegeplatz bis heute nicht verlassen haben. Wir segeln ja schon seit mehr als dreißig Jahren. Bisher haben wir Segelboote aber immer nur für eine kurze Zeit gechartert. Und es ist ein großer Unterschied, ob man seinen Urlaub auf einem Boot verbringt oder ständig darauf leben will. Daher benötigen wir noch viel Ausrüstung, die uns das Leben erleichtert und auch sicherer macht. Das war uns natürlich vorher auch schon klar und wir haben eine lange Liste angelegt, was wir uns anschaffen möchten. Und wir haben viele offene Fragen zum Bootsleben (die nicht auf unserer Lister standen, sondern sich hier ergeben). Zum Glück sind viele Segler hier in der Marina, die uns gerne weiterhelfen (mit Ratschlägen sowie Reinigungsmitteln und Werkzeug, das wir noch nicht haben). Ab und zu werden wir auch schon mal um Hilfe oder Rat gefragt und das fühlt sich sehr gut an.

Bei einigen kleinen Bootsprojekten sind wir auch weitergekommen. Z.B. wurde das Radar mittlerweile angeschlossen und wir können jetzt damit ankommende Regenwolken beobachten. Dieses ist eigentlich der Hauptgrund, warum wir uns ein Radar angeschafft haben. Wir haben im Frühjahr an einem Blauwasserseminar teilgenommen (wegen Corona natürlich online) und dabei wurden uns die Vorteile von Radar und AIS demonstriert. Es ist vor allem nachts sehr hilfreich, wenn man die Regenwolken und ihre Zugbahnen auf dem Radar sehen kann, um ihnen ausweichen zu können. Beide Geräte haben auch eine Warnfunktion, die vor Kollisionen mit Schiffen in der Nähe warnt. Beide Geräte sind an dem Plotter angeschlossen, der am Steuerstand eine digitale Seekarte anzeigt. In diese Karte können wir jetzt zusätzlich die Daten der Schiffe in der Nähe (wenn sie ihr AIS eingeschaltet haben) und Daten vom Radar einblenden.

Das Radar wurde von einer kleinen Firma hier in der Marina eingebaut. Dabei konnten wir feststellen, dass der Mechaniker eine Leiter genutzt hat, um von hinten an die Bedientafel mit allen Schaltern heranzukommen. Dazu wird die Decke im Steuerbordrumpf geöffnet und mit Hilfe einer Leiter stellt man sich in dieses Loch. Da Uwe das AIS selber montieren wollte, haben wir uns eine Leiter gekauft. Wir hätten uns die Leiter auch leihen können, aber wenn an der Elektrik mal etwas kaputt sein sollte, möchten wir es schnell reparieren können.

Das neue Logo für unser Heck ist fertig und wurde von zwei netten Herren angebracht. Der Kontakt mit der Firma verlief sehr einfach. Morgens ist Uwe mit Lincoln (unserem Stegnachbarn) hingefahren und hat den Entwurf von unserer Freundin Claudia gezeigt. Am Nachmittag war das Angebot schon auf dem Smartphone. Nach der Bezahlung wurde ein Termin für die Montage vereinbart. Am Ende haben sie noch die Stelle am Bug inspizizert. Dort soll ein weiteres Logo angebracht werden. Die neue Beschriftung am Heck (Schiffsname inklusive Heimathafen Hamburg) sieht super aus. Wir werden oft darauf angesprochen. Die bunten Tafeln entsprechen übrigens dem Flaggenalphabet (eine Flagge pro Buchstabe, das gelbe Q für Quarantäne kennt Ihr bestimmt). Vielen Dank hier noch mal an Claudia, die es für uns entworfen hat.

Ansonsten wandern wir von einem Baumarkt zum anderen. Es ist hier nicht wie in Deutschland, wo man in einem Geschäft alles bekommt, sondern die benötigten Sachen sind auf viele verschiedene Geschäfte verteilt. Wir fragen auch nicht mehr, wann die nächste Lieferung kommt oder ob man etwas bestellen kann (wir wurden dann immer wie Aliens angeschaut). Meistens fahren wir mit dem Minibus von Markt zu Markt, kaufen hier Putzmittel und dort Werkzeuge. Und wir machen es wie die Einheimischen und schleppen alles in den Minibus. Wir haben jetzt auch ein paar Dosen und Plastikboxen gekauft, um die Lebensmittel, Putzzeug, Werkzeug und Ersatzteile zu verstauen. Es wird also allmählich heimisch an Bord. Uwe hat sogar neulich den Kartentisch aufgeräumt (lag voller Werkzeug und Ersatzteile). Das ist aber nicht nachhaltig, denn so eine große freie Fläche auf einem Schiff zieht alles magnetisch an. Das war schon unsere erste Lektion auf einem Segeltörn vor mehr als dreißig Jahren. Auf den Kartentisch gehören nur Karten. Netter Versuch, funktioniert in der Praxis aber nicht.

Wir sind auch mittlerweile stolze Besitzer eines Seakajak. Dieses gebrauchte Kayak haben wir von Moorings gekauft. Wir wissen noch gar nicht, ob es schwimmt. Als wir es gerade gekauft hatten, wurden wir gefragt ob wir die Paddel an einen Kunden verleihen können, der sonntags mit seinem gecharterten Boot auslaufen wollte. Am nächsten Montag sollten wir die Paddel zurückbekommen. Wahrscheinlich gibt es auf der Insel gerade keine Paddel und so müssen wir wohl warten, bis dieser Kunde zurückkommt. Die Wartezeit haben wir genutzt, um eine Halterung aus Edelstahlrohr für die Reling zu bauen. Diese haben wir an einem anderen Segelboot gesehen und einfach mal kopiert. Lincoln war auch schon auf unserem Boot, um sie anzuschauen. Er möchte sie auch kopieren.

Mit Hilfe von Lincoln konnten wir auch Jerry, den Segelmacher kennenlernen. Er kam samstags und hat mit uns besprochen, was wir haben möchten. Hier und da hat er unsere Vorstellungen beratend korrigiert. Zum Abschluss hat er alles ausgemessen und eine kleine Zeichnung (ohne Computer) erstellt. Am nächsten Montag waren der Kostenvoranschlag und die Stoffmuster da. Wir haben 50 Prozent angezahlt, damit er das Material in den USA bestellen kann. Nun wird unsere LUWINA mit Cockpitverkleidungen versehen, damit wir auch bei Regen geschützt sind und noch mehr Schatten bei tiefstehender Sonne haben.

Unser Dinghi und Außenborder wurden mittlerweile auch geliefert. Wir haben uns noch ein Schloss und einen Ersatzkanister für Benzin gekauft. Arnd hat uns geholfen eine Leine zu erstellen, um das Dinghi an den “schwenkbaren Kran” (Davit) am Heck der LUWINA aufzuhängen. Aber seitdem haben wir unser Beiboot nicht bewegt, und wir wurden schon gefragt, ob es nicht nass werden darf.

Wir haben hier in der Marina einen Mietvertrag für 3 Monate abgeschlossen, da das Reisen immer noch sehr schwierig ist. So haben wir einen guten Preis erzielen können und haben die Sicherheit, dass wir einen Liegeplatz haben. Man braucht immer noch einen negativen PCR-Test wenn man bestimmte Inseln anlaufen will. Martinique ist z.b. immer noch gesperrt für Touristen. Daher haben wir beschlossen, dass wir erstmal auf St. Lucia bleiben. Wenn wir die letzten Sachen mit unseren Helfern besprochen haben (Cockpitpolster und zusätzliche Elektrik, die wir später mal für die Interessierten beschreiben ;-), werden wir mal für ein paar Tage die Küste von St. Lucia entlang segeln. Oder einfach mal ein paar Tage vor Anker in der Bucht vor der Marina verbringen. Dort liegen auch schon ein paar Segelboote.

Immerhin haben wir einen Ausflug zum Cas En Bas-Strand gemacht. Er liegt an der Ostküste von St. Lucia an der Atlantikküste. Zwischen diesem Strand und Afrika befinden sich ca. 5000 Kilometer Atlantik. Da an dieser Stelle auf dem Atlantik der Wind fast immer aus Osten weht, werden die Wellen auf dem Weg hierher nicht abgebremst. Der Taxifahrer musste uns vorher rauslassen, weil die Straße so schlecht war, das man sie mit einem normalen Auto kaum befahren kann. Es ist Samstagnachmittag und es ist nichts los am Strand. Keine Kitesurfer und nur eine handvoll Menschen am Strand. Vielleicht liegt es daran, dass heute kaum Wind weht. Der Strand ist voller Seegras und der Atlantik lädt hier nicht unbedingt zum baden ein (das hält aber Uwe nicht von einer Schwimmrunde ab). Es gibt eine kleine Bar wo wir uns ein Bierchen gönnen. Den Rückweg treten wir dann zu Fuß an, es sind nur 3,5 km, aber es geht stetig rauf und runter. Am Ende belohnen wir uns mit leckeren Burgern im Restaurant “Seasalt” und genießen den herrlichen Sonnenuntergang.