Umzug aufs Boot

Wir haben den Taxifahrer Lawson angerufen und einen Termin für 11 Uhr am Samstagmorgen vereinbart. Überpünktlich um halb elf steht er vor der Tür und hilft uns mit dem Gepäck. Er trägt zwei schwere Koffer auf einmal die steilen Treppen nach unten und ich frage mich, ob er mal als Sherpa im Himalya gearbeitet hat. Wir haben insgesamt 6 Koffer und jede Menge Tüten mit Lebensmittel. Zum Glück gibt es in der Marina große Karren in denen wir das Gepäck aufs Boot bringen können. Lawson hat uns bis zum Boot begleitet. Und er sich mehrere Male entschuldigt, dass vor vier Wochen sein Vater uns vom Flughafen abgeholt hat und nicht er.


Hier in der Marina gibt es einen kleinen Obst und Gemüsemarkt, wo man ein paar lokale Produkte einkaufen kann. Direkt nebenan gibt es einen Mini-Supermarkt. Wir haben festgestellt, dass die Preise auf einem Niveau sind. Daher haben wir beschlossen, dass wir möglichst viel in der Marina einkaufen möchten. Für einen schnellen Einkauf ist es sehr praktisch. Allerdings gibt es eine eine eingeschränkte Auswahl. Daher fahren wir in den Gourmetsupermarkt, wo wir jede Menge einkaufen können. Allerdings hat es auch seinen Preis, z.B. zahlt man bis zu 8 Euro für einen Brie und bis zu 10 Euro für einen Sack Äpfel. Aber ein wenig Auswahl beim Frühstück gönnen wir uns. Sonst gäbe es nur gelben oder orangen Cheddar.
Im Dutyfree erstehen  wir noch ein Parfum für unsere Basemanagerin. Sie hat uns in der letzten Zeit sehr geholfen und wir wollen ihr eine kleine Freude bereiten. Lene hatte sich einen Herrenduft von Carolina Herrera 212 in black gewünscht. Damit wir sie wenigstens ein wenig überraschen können, nehmen wir den neuen roten Duft aus dieser Serie. Der Flacon hat die Form eines Skateboards. Sie muss am Sonntag arbeiten und probiert den neuen Duft direkt aus. Welch ein Glück, er gefällt ihr besser als der “schwarze” Duft. Für die anderen Mitarbeiter, die unser Boot aufgehübscht haben, haben wir Karten vorbereitet und etwas Taschengeld hineingetan. Damit haben wir ein Lächeln auf ihre Gesichter gezaubert.
Wir packen unsere Koffer aus und suchen zuerst mal vergeblich nach einem Platz für all die vielen Sachen, die wir mitgebracht haben. Daher bilden wir hier und da kleine Berge, die wir später verteilen wollen. Auf einem Boot mit so vielen Abstellmöglichkeiten sollte alles seinen festen Platz haben, damit man es schnell finden kann. Es gibt sogar Segler, die sich Listen machen, wo sie alles verstaut haben.
In unserer ersten Nacht auf dem Boot hat es leider sehr stark geregnet, so dass wir am nächsten Morgen mehrere Lecks entdeckt haben. Es hat quasi in jede Kabine hinein geregnet und das nicht mal wenig. Von daher müssen wir unsere LUWINA zuerst mal trocken legen. Aber es ist ja eh mal wieder Ausgangssperre sodass wir viel Zeit  zum kramen haben. Vor allem Uwe freut sich über die Lecks. Denn so lernt er die kritischen Stellen am Boot kennen und kann zuschauen, wie sein Mentor “Small Change” alles wieder abdichtet.

Am Montag sind die Moorings-Jungs an Bord um all unsere Lecks zu beseitigen. Es fehlen auch noch ein paar Ausrüstungsgegenstände. Aber “no problem”, alles wird irgendwie organisiert. Sie sind wirklich sehr hilfsbereit und stets darauf bedacht uns glücklich zu machen. Mittags gibt es Pizza für alle. Für den kombinierten Tiefen- und Geschwindigkeitsmesser hat Lene allerdings den Elektronik-Fachmann von Regis Electronis beauftragt. Die Jungs kennen wir auch schon und daher freuen wir uns über ihren Besuch. Es war etwas knifflig, aber Vincent hat es hinbekommen. Beim anschließenden Bierchen erfahren wir noch einiges über ihn und seine Familie. Genau das war auch eine Motivation für unsere Reise. Er hat uns sein Alter noch nicht verraten aber er hat einen 38 jährigen Sohn und zwei Enkel im Alter von 9 und 13. Er kommt ursprünglich aus Guyana, hat aber bald sein 30 jähriges Jubiläum in der Rodney Bay auf St. Lucia in verschiedenen Berufen rund ums Boot.

Wir kennen mittlerweile einige Leute hier in der Marina. Nicht nur die Mitarbeiter von Moorings sondern auch noch andere Segler. Da ist zum Beispiel Arndt, ein deutscher Einhandsegler sowie Lincoln und Esther, sie liegen mit uns am gleichen Steg.. Und so werden wir am Dienstagabend von Tim zu einer spontanen Party eingeladen, er hat Geburtstag und seine Freundin hat eine Überraschungsparty organisiert. Es gibt leckere Sachen vom Grill und Bier. Es sind auch viele Segler aus Frankreich, Südafrika, USA, Thailand und drei aus Deutschland (Arndt, Luise und Uwe) anwesend. Wir unterhalten uns prima und versuchen die diversen Ausprägungen der englischen Sprache zu verstehen. Leider fängt es am Abend wieder heftig an zu regnen und später zieht ein Gewitter knapp an der Rodney Bay vorbei. Aber das beendet die Party nicht, sondern es geht unter einem kleinen Dach weiter. Irgendwann schwanken wir dann zum Boot.

Heute wurde unser Radar am Mast angebracht. Vincent hat sich noch Verstärkung mitgebracht: Shaun. Wie wir später bei einem Bierchen an Bord erfahren, ist es der Bruder von unserem Gutachter Chris. Shaun hat ein Motorboot in der Marina liegen und war vor Corona regelmäßig damit auf Fischfang. Vincent hat erzählt, dass er immer sehr viele Fische fängt. Da würden wir gerne mal mitfahren und ein paar Tricks lernen. Sie haben zwar das Kabel noch quer unter der Decke im Salon bis zum Navigationsgerät (Plotter) gezogen, aber noch nicht angeschlossen. Vincent kommt am Freitag wieder, um den letzten Rest zu erledigen. Wir werden mal checken, ob wir noch genügend Bier im Kühlschrank haben ;-).