Vorbereitungen zum Ablegen in den Norden der Karibik

Da wir uns an Bord ja nicht so viel bewegen, haben wir beschlossen jeden zweiten Tag zu walken. Dafür stehen wir schon um halb sieben auf und laufen ca. 6 km mal in die eine und mal in die andere Richtung. Die Runde zum Cricketstadion war sehr anstrengend, weil es die ganze Zeit nur rauf und runter ging und das alles auf heißem Asphalt. So sind wir schon mal eine Stunde unterwegs und am Ende gibt es immer frische Brötchen von einer kleinen Bäckerei.  Ansonsten versuchen wir soviel wie möglich zu Fuß zu erledigen. Den  Hinweg zum Supermarkt machen wir jetzt auch immer zu Fuß und zurück nehmen wir den Minibus.

Wir hatten den Eindruck, dass das Wasser aus den Tanks etas muffig schmeckt. Wir nutzen es momentan nur zum Waschen, Abspülen, Kochen und Zähneputzen. Also haben wir die beiden Kunststofftanks (a 400 Liter) mit einer Chlorlösung gereinigt. Danach roch es dann frisch wie im Schwimmbad. Das Trinkwasser, welches wir hier am Steg bekommen, ist auch ein wenig gechlort. Wir werden noch einen Kohlefilter einbauen, um dieses Chlor herauszufiltern.

Unsere Pakete aus den USA sind endlich angekommen, es ist fast wie Weihnachten. Da es auf St. Lucia nicht alles zu kaufen gab, haben wir es bei verschiedenen Händlern in den USA bestellt. Die Lieferung wurde dann mit einem Containerschiff nach St. Lucia gebracht. Neben Bootszubehör haben wir ein mobiles Funkgerät, drei Solarpanele, Solarladegeräte, einen Watermaker, Akku-Schrauber, -Säge, -Sauger,… Und der freundliche Zöllner ist auch dabei und kontrolliert jedes Paket, ob auch wirklich das drin ist was draufsteht und ob die Lieferung komplett ist und auch auf das richtige Boot kommt.

Jetzt kann es endlich richtig losgehen mit den letzten Vorbereitungen für unsere weitere Reise. Wir möchten mit dem Boot autark werden und Trinkwasser sowie Strom produzieren. Zuerst einmal wird die Elektrik geändert. Wir haben hier momentan noch 110 Volt Wechselspannung an Bord, aber das hat Uwe ganz schnell geändert und auf 230 Volt umgestellt (so wie wir es auch zu Hause gewöhnt sind). Da mussten jede Menge Kabel verlegt, gekrimpt und eingezogen werden. Wir haben jetzt drei mögliche Quellen zur Stromversorgung mit 230 Volt: Landstrom (aus der Steckdose am Steg im Hafen), Generator an Bord oder die 12 Volt Batterie (ein Inverter erzeugt aus 12 Volt DC 230 Volt AC). Auf dem Boot waren von Anfang an zwei kleine Solarzellen installiert. Allerdings hat der vorhandene Solarregler (speist die Energie der Solarzellen in die 12 Volt Batterie an Bord ein) nichts angezeigt. Der neue Regler verfügt über eine Bluetooth-Schnittstelle und eine App zeigt an, was die Solarzellen aktuell und während der letzten Tage produziert haben. Die Freude war groß, als die erste 230 Volt Steckdose eingebaut war und Strom lieferte. Wir haben uns für Produkte der Firma Victron entschieden, da sie sehr zuverlässig arbeiten. Ein Monitor zeigt den aktuellen und täglichen Stromverbrauch an. Außerdem kann man die restliche Energie in den Batterien ablesen. Zu Hause hat man ja unbegrenzt Energie zur Verfügung aber auf dem Boot müssen wir mit unseren Strom-Vorräten haushalten. Zum Glück scheint in der Karibik oft die Sonne. Jetzt wissen wir, dass die beiden vorhandenen Solarzellen 300 bis 700 Wh (Watt-Stunden) pro Tag liefern. Unser Toaster benötigt zum Beispiel 700 Watt. Er kann mit dem gewonnenen Strom eine halbe bis ganze Stunde in Betrieb sein.

Das nächste große Projekt war der Wassermacher, der aus Salzwasser Süßwasser erzeugt. Da mussten auch jede Menge Schläuche, Filter,Membranen und Pumpen eingebaut werden. Letztes Wochenende war er dann endlich fertig und wir sind in die Bucht gefahren um ihn auszuprobieren. Das Wasser hier in der Marina ist nicht dafür geeignet. Die Marina liegt in einer Lagune mit einer schmalen Verbindung zum Meer. Dadurch ist die Wasserqualität nicht so gut.

In einem Watermaker wird das Salzwasser mit hohem Druck durch eine lange Röhre (ca. 100 cm) gepresst. Die Öffnungen in der Membran sind so klein, dass die Salzteilchen und andere Verunreinigungen im Meerwasser nicht hindurch kommen. Die groben Teile werden allerdings schon vorher durch drei Filter herausgefiltert. Der Druck in der Röhre muss auf ca. 800 PSI (ca. 50 bar) eingestellt werden, damit die Wasserteilchen durch die Membran gedrückt werden. Allerdings soll man eine neue Membran nicht gleich mit dem hohen Druck betreiben, sondern den Druck schrittweise erhöhen. Ab ca. 400 PSI lief dann Trinkwasser aus der Mebran. Die erzeugte Menge pro Stunde wird in einem Durchflussmesser angezeigt. Die Membran ist für eine Durchflussmenge von 80 Liter pro Stunde ausgelegt. Wir benötigen ca. 30 Liter Trinkwasser pro Tag. Wenn der Watermaker drei Stunden pro Woche läuft, haben wir unseren Wasserbedarf für eine Woche produziert. Das gewonnene Trinkwasser sah klar aus und schmeckte wie normales Trinkwasser.

Foto von Seawaterpro.com

In der dritten Woche nach der großen Lieferung haben wir uns mit der Erweiterung der Solaranlage beschäftigt. Wie oben beschrieben, haben die beiden vorhandenen Solarpanels eine Spitzenleistung von 150 Watt. Bei idealen Bedingungen liefern sie also 150 Watt. In der Karibik geht die Sonne ca. um 8 Uhr auf und um 18 Uhr wieder unter. In den 10 Stunden wurden aber bisher maximal 700 Wh (Watt-Stunden) und nicht 1.500 Wh erzeugt. Dieses liegt daran, dass die Sonne nicht den ganzen Tag senkrecht von oben auf die Solarpanele scheint. Und auch in der Karibik gibt es schon mal Wolken. Um unseren Tagesbedarf an Strom zu decken, haben wir noch drei Solarpanele a 350 Watt gekauft. Diese werden hinten am Boot in Verlängerung des Daches angebracht. Somit haben wir dann insgesamt 1.200 Watt Leistung zur Verfügung und können bis zu 5.600 Wh pro Tag erzeugen. Falls Ihr bei diesen vielen Zahlen abgehängt seid, könnt Ihr ja mal Euren Jahresbedarf lt. letzter Stromrechnung durch 365 Tage teilen, um den durchschnittlichen Tagesbedarf zu erhalten.

Am Ende der dritten Projektwoche ist der Rahmen für die Solarpanels fertig. Es müssen noch ein paar Kabel verlegt werden und in der nächsten Woche können dann die Panels montiert werden. Zum Glück hatten wir beim Montieren des Rahmens Hilfe von Mikel und Lincoln (zwei sehr große Segler aus der Nachbarschaft). Small Change hat uns die Edelstahlrohre zugeschnitten. Das hat sehr viel Spaß gemacht, mit so vielen netten Leuten zusammenzuarbeiten. Und es ist auch ein sehr gutes Gefühl, wenn man etwas selber produziert hat.

Dieser Beitrag ist sehr technisch geworden. Aber diese Themen sind für uns sehr wichtig. Und in den Gesprächen mit den anderen Seglern konnten wir erfahren, dass wir nicht die einzigen sind, die sich mit diesen Themen beschäftigen.

Wir haben aber auch einen sehr schönen Ausflug über St. Lucia gemacht. Über diesen werden wir im nächsten Beitrag berichten. Und das Vergnügen kommt natürlich auch nicht zu kurz. Sehr schön war der Abend bei Esther und Lincoln auf deren Boot.

Wir haben uns mittlerweile mit den Flaggen der Länder eingedeckt, die wir demnächst besuchen werden. Es ist ein seemännischer Brauch, dass man die Flagge des Landes im Mast hisst. Damit zeigt man, dass man gerne zu Gast in dem Land ist und die Gesetze und Regeln des Landes akzeptiert. Die eigene Nationalflagge wird am Heck des Bootes angebracht.

Wir haben jetzt auch den Abfahrtstermin aus der Marina nach Norden geplant. Aber den verraten wir noch nicht, da wir nicht sicher sind, ob alles so klappt wie gewünscht.