Unsere erste Nachtfahrt

Wir waren für eine Nacht in Deshaies (Guadeloupe). Hier haben wir im Geschäft “Le Pelican” ausklariert. In der Bucht von Deshaies haben wir auf 15 Meter Wassertiefe geankert. Beim Schnorcheln konnte ich aber sehen, dass der Anker sich gut eingegraben hatte. Wir haben die ganzen 50 Meter Kette rausgelassen. Das war auch nötig, denn in der Nacht hatten wir bis zu 25 Knoten Wind in der Bucht.

Am nächsten Nachmittag bereiten wir unsere erste Nachtfahrt vor. Wir packen einen wasserdichten Grabbag, wo viele wichtige Sachen für den Notfall drin sind. Z.B. Funkgerät, Papiere, Logbuch, Kopie der Daten, Signalleuchten und einiges mehr. Ich mache noch einen Nudelsalat mit Thunfisch, der unser Abendessen während der Nachtfahrt sein soll. Wer weiß wie hoch die Wellen sind und dann möchte man nicht mehr gerne am Herd stehen und kochen.

Um 16 Uhr heben wir unseren Anker und es geht los. Wir wollten in die Dunkelheit hinein segeln. Der Wetterbericht war gut: 17-20 Knoten Wind aus der „richtigen“ Richtung. Direkt bei der Ausfahrt aus der Bucht ist es auch schon sehr schaukelig, der Wind weht in Böen bis 25 Knoten und wir fahren mit zweifach gerefftem Großsegel und Vorsegel. Das ist schon ganz schön spannend und so gegen 18:30 ist die Sonne weg und wir segeln in die Nacht. Es wird aber nicht so ganz dunkel, da wir fast Vollmond haben, leuchtet er uns den Weg. Unser Autopilot steuert uns sicher und gut durch die Nacht, wir haben ihn Otmar genannt. Unsere Luwina bekommt so langsam eine Seele und wichtige Teile bekommen jetzt einen Namen. Otmar ist ein guter Freund, der uns zum segeln gebracht hat und uns immer sicher ans Ziel gesteuert hat. Damals gab es noch keinen elektrischen Autopiloten auf Charteryachten und man musste alles von Hand machen.

Wir haben uns dann irgendwann in den Salon verzogen, weil es draußen einfach zu laut war. Die Geräusche der Wellen werden nachts lauter wahrgenommen und dabei kann man kein Auge zumachen. Alle halbe Stunde hat Uwe einen Rundumblick gemacht, aber außer zwei Kreuzfahrtschiffen und ein paar Frachtern ist nix los. Das AIS sieht die Schiffe lange bevor wir die Lichter sehen können. Und es wurde immer ein guter Abstand zu uns eingehalten. Ein Frachter hat uns rechts überholt. Aber nur weil uns links ein anderer Frachter entgegenkam. Im Salon hatten wir auf dem iPad auch ständig ein Abbild des Plotters an.

So gegen 5 Uhr passieren wir St. Kits und Nevis, wo wir eigentlich eine Pause einlegen wollten. Aber es ist noch dunkel und wir entscheiden uns durchzufahren bis St. Martin. Im Windschatten der Insel frühstücken wir zuerst einmal. Wir haben noch ca. 8 Stunden Fahrt vor uns und so langsam wird es hell. Am nächsten Nachmittag waren wir nach 145 sm (280 km) am Ziel: St. Martin. So gegen 15 Uhr bergen wir unsere Segel und wollen unter Motor in die Marigot-Bay von St. Martin reinfahren. Doch leider geht unser Steuerbordmotor immer wieder aus und es läßt sich kein Gang einlegen. Wir konnten eine schwarze Leine am Heck ausfindig machen. Mitten auf dem Meer war es zu wellig zum Tauchen unters Boot. Da die Welle und der Wind jetzt gegen uns läuft, brauchen wir mit einem Motor noch mal eine gute Stunde bis wir ankern können. Die Bucht ist sehr groß und es gibt genug Platz. Daher ist es auch kein Problem, nur mit einem Motor zu ankern. Der Ankergrund ist sehr gut und der Anker hält auf Anhieb. Vor Anker in der Bucht konnte Uwe dann einen Teil eines Fischernetzes aus dem Propeller holen. Der trieb wohl im Meer, denn unser Motor lief ja die ganze Strecke nicht. Wir haben also nichts zerschnitten. Da es schon so spät ist entscheiden wir uns erst am nächsten Tag einzuklarieren. Es gibt noch ein leckeres Abendessen und dann fallen wir totmüde ins Bett.