St.Kitts

Am Sonntagnachmittag fahren wir mit dem Dinghi zum Strand um Christopher Harbour zu erkunden. Auf dem Weg dorthin lernen wir noch Alex, Sophie und Lili kennen, sie sind Franzosen und leben seit ca. 1 Jahr auf ihrem kleinen Boot. Wir unterhalten uns auf englisch über Gott und die Welt und es ist erstaunlich wie gut die beiden diese Sprache beherrschen. Wir konnten uns oft nur über eine Übersetzer-App oder nur über einfache Themen (Guten Morgen, wie geht es, ich hätte gerne …) mit den französichen Seglern und Bewohnern der Insel unterhalten. Sie bereiten uns schon mal auf Christopher Harbour vor, das es dort rein gar nichts gibt und nicht viel los ist. Es ist also der optimale Ort zum Entspannen und wir wollen es uns trotzdem mal anschauen.
Am Strand kann man das Dinghi an einem Steg einer geschlossenen Bar festmachen, sie öffnet wohl nur wenn ein Kreuzfahrtschiff da ist. Von hier aus gibt es einen kleinen Weg zum Hafen. Auf dem Weg dorthin sehen wir dann auch schon den ersten Affen im Gebüsch verschwinden, Alex hatte uns davon berichtet. Im Hafen gibt es mehrere Shops und ein Kiosk, aber es ist tatsächlich alles zu. Wir machen es uns auf einem Stein gemütlich und nutzen das freie Wlan zum Abrufen der letzten Nachrichten. Es legt gerade ein großer Dreimaster in der ansonsten sehr leeren Marina an.

Auf unserem Rückweg zum Boot treffen wir auf Michael, der mit seiner Familie am Strand zum fischen gekommen ist. Im Gespräch mit ihm stellt sich heraus das er Taxifahrer ist und mit uns eine Inselrundfahrt machen möchte. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 9 Uhr an der Pier.

Am nächsten Morgen bringen wir unser Dinghi in die Marina. Dort liegt es schon etwas sicherer als an der Bar. Unsere Freundin Esther aus St. Lucia kennt die Marina-Managerin und hat den Kontakt für uns hergestellt. Daher dürfen wir unser Beiboot in der Marina parken. Wir treffen Michael wie verabredet und dann geht es auch schon los. Der erste Stopp ist auf einem kleinen Hügel, von dem aus man den Atlantik und die Karibik sehen kann. St. Kitts ist hier nur ein paar Hundert Meter breit. Danach geht es in die Hauptstadt nach Bas Terre. Wir fahren durch die Straßen und Michael erzählt einiges zur Geschichte von St. Kitts.

St. Kitts und Nevis wurden 1493 auf der zweiten Reise von Christoph Kolumbus entdeckt. Am Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die Inseln von britischen Kolonisten besiedelt. Die beiden Inseln waren ein ständiger Streitpunkt zwischen den Franzosen und Engländern. Aber 1626 haben sie zusammen ein Massaker unter den einheimischen Kalinangos angerichtet. Den „Bloody Point“ haben wir besichtigt. Der Fluss soll tagelang rot gewesen sein. Angesichts des Krieges der Russen gegen die Ukraine kann man nur feststellen, dass sich die Menschen in den letzten 400 Jahren in einigen Punkten nicht verändert haben. 1783 haben sich die Engländer die Inseln endgültig gesichert und 1983 in die Unabhängigkeit entlassen.

Wir halten später an einer Rumfabrik am Rande eines Regenwalds. Hier laufen wir etwas herum und treffen auf eine nette kleine Bar. Wir trinken einen frisch zubereiteten Smoothie und führen ein sehr nettes Gespräch mit einem jungen Mann. Er arbeitet für eine Firma, die Touren durch den Regenwald inklusive Zip-Lines anbietet. Leider sind momentan keine Gäste da. Alle warten auf das nächste Kreuzfahrtschiff. Es ist immer wieder klasse, wenn wir mit Einheimischen in Kontakt kommen. Sie beschäftigen sich mit ganz anderen Themen als wir. Mit dem Barkeeper haben wir z.B. über gesunde Ernährung gesprochen und dass man die Zutaten möglichst ohne Vorverarbeitung durch die Industrie verwenden soll (das lernen wir in Deutschland ja gerade wieder). Sie erkundigen sich aber auch nach Europa. Auch wenn die Gespräche sehr kurz sind, war dieses Kennenlernen von anderen Menschen ein Ziel dieser Reise.

Weiter geht es zum black rock. Auf der Atlantikseite der Insel stemmen sich viele schwarze Felsen vulkanischen Ursprungs den Atlantikwellen entgegen. Auf Dauer ist klar, wer gewinnen wird. Aber das dauert noch viele, viele Jahre. Hier stehen auch ein paar bunte Buden mit Souvenirs für Touristen, doch wir sind mal wieder alleine hier. Ein Verkäufer macht mit uns ein Münzenspielchen, welches wir immer wieder verlieren. Wir haben aber ohne Geldeinsatz gespielt und als gute Gäste haben wir ihn gewinnen lassen (wir hatten auch keine Chance). Wir haben in den beiden geöffneten Läden jeweils ein Armband gekauft. Wir können halt keine 1000 Kreuzfahrer ersetzen. Nach zweieinhalb Stunden ist die Tour vorbei und wir bleiben in Bas Terre.

Zuerst möchten wir uns stärken und dann wollen wir noch bei der Mobilfunkfirma digicel vorbei. Unsere Telefonkarte funktioniert hier nämlich nicht. Da wir die Karte auf Martinique gekauft haben, möchten sie uns hier nicht helfen (kein Kommentar). Daher kaufen wir eine neue Prepaid-Karte bei flow und haben endlich wieder Internet. Später hat die Hotline von Digicel noch geantwortet. Die letzte Abbuchung der monatlichen Rate hat nicht funktioniert. Die Karte war dann schnell wieder frei geschaltet. Es gibt aber in Basse Terre sehr viele Plätze mit freiem WLan. Wir kaufen noch auf dem Markt und im Supermarkt ein und dann bringt Michael uns wieder zur Marina.

Am Dienstagmorgen bekommen wir spontan Besuch von Sabine und Norbert, sie sind gestern in die Whitehousebay gekommen und wollten einfach eine Runde schnacken. Sie kommen aus Essen (da haben wir auch mal vier Jahre gewohnt) und sind schon länger unterwegs. Wir verabreden uns für den Abend auf einen Sundowner bei uns an Bord. Wir machen heute eine Wanderung zu ein paar Stränden ganz in der Nähe unserer Bucht. Im Hafen treffen wir Melanie, sie ist die Managerin des Hafens und hat uns schon beim einklarieren geholfen. Sie gibt uns ein paar gute Tips, vor allen Dingen empfiehlt sie uns ein Lokal direkt am Strand. Aber zuerst mal müssen wir durch die Mittagshitze laufen. Der Strand in der Sandbankbay ist zwar sehr schön, aber übersät mit Seegras, welches vor sich hin stinkt. Aber am Ende des Strandes gibt es ein Resort mit einem tollen Restaurant , The Pavillon, wo wir uns schon mal stärken. Das war bis jetzt der leckerste Wrap, den ich je gegessen habe, dazu ein wunderbarer Mangosmoothie. Danach laufen wir weiter durch die Prärie zum nächsten Strand, zuerst turtlebeach, auch alles voller Seegras. Erst in der Cockleshelbay ist der Strand wieder weiss. Hier tobt der Bär, Strandbars mit lauter Musik und jede Minute kommt eine Fähre reingerauscht. Wir zischen uns noch eine Cola im looks-een, eine süße kleine Bar mit einer sehr netten Kellnerin. Sie heisst Terry und hat vor vier Monaten ein Baby bekommen.

Am Abend schauen dann Sabine und Norbert vorbei, es gibt viel zu erzählen. Sie sind schon vor Corona unterwegs gewesen und haben schon einiges erlebt und gesehen. Es ist ein schöner Abend.