LUWINA bekommt einen neuen Mantel aus Kupfer – Cuppercoat

Dieser Blockbeitrag ist diesmal kein Reisebericht, sondern eine Anleitung wie man ein Boot mit Cuppercoat beschichtet. Wer kein Interesse daran hat kann sich ja einfach nur die Bilder anschauen.

Wir haben uns mehrere Monate mit dem so genannten Antifouling unseres Bootes beschäftigt. Es wird als Fouling bezeichnet, wenn sich Mikroorganismen, Pflanzen oder Tiere am Rumpf von Schiffen ansiedeln. Dieses soll durch bestimmte, meistens giftige Anstriche verhindert werden. Bei der Übernahme von LUWINA wurde ein hartes, selbstpolierendes Antifouling gestrichen. Dieses konnten wir leider nicht ändern. Die Schutzwirkung des Unterwasseranstriches hat nur vier Monate gut gewirkt. Danach wurde der Bewuchs mehr und hartnäckiger. Weil diese Art von Antifouling nicht lange hält und weil ständig giftige Stoffe ins Meer abgegeben werden, haben wir entschieden auf ein anderes System zu wechseln. Bei Cuppercoat handelt es sich um ein Epoxidharz, in das Kupferpartikel eingebracht werden. Diese Beschichtung wird nach dem Streichen sehr hart und verbleibt auf dem Schiff. Die Oberfläche wird an Land angeschliffen, damit die Kupferteilchen später Kontakt mit dem Meerwasser bekommen. Dadurch bildet sich Kupferoxid, welches Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere nicht so mögen. In der Praxis bildet sich auf den Rümpfen der Schiffe ein schleimiger Film, der mit einem Plastikspachtel weggeschoben werden kann. Nach 3-5 Jahren sollte die oberste Schickt wieder angeschliffen (aktiviert) werden.

Während der letzten vier Monate haben wir viel mit anderen Seglern über ihre Erfahrungen mit Cuppercoat gesprochen. Wir haben uns auch viele Rümpfe im Wasser angeschaut, die schon mehrere Jahre mit Cuppercoat beschichtet waren. Irgendwann haben wir entschieden, dass wir auch Cuppercoat verwenden. Dieses Antifouling ist teurer als die anderen Unterwasseranstriche und die Verarbeitung ist auch aufwändiger. Der Rumpf muss komplett vom anderen Antifouling befreit werden. Und das Streichen von Cuppercoat erfolgt an einem Tag, damit die Schichten aufeinander haften.

Wir mussten uns also um eine Werft kümmern, die unser Boot aus dem Wasser heben kann und das alte Antifouling abschleift. Wir haben mehrere Werften in Grenada, Carriacou und Trinidad angefragt und uns für die Tyrell Bay Marina auf Carriacou entschieden. Außerdem brauchten wir noch das Cuppercoat sowie das ganze Zubehör zum Streichen. Unsere Seglerfreunde, das Internet und Facebook haben uns Tipps dazu gegeben. Da wir noch nie Cuppercoat gestrichen haben, wollten wir noch erfahrene Cuppercoat-Streicher dabei haben.

Ein paar Tage vor dem vereinbarten Termin, sind wir in die Tyrell Bay gefahren. Am 1. November war es dann so weit. Wir haben den Ankerplatz verlassen und sind dann in Richtung Tyrell Bay Marina gefahren. Die Box zum Rausheben des Bootes war schon frei und ein netter Werftarbeiter hat uns gleich herangewunken. Sechs junge Männer haben sich um alles gekümmert. Ein Taucher hat den Sitz der Gurte überprüft und beide Gurte mit einem Seil gesichert. Ich musste unterschreiben, dass die Gurte an der richtigen Stelle sind und dann ging es los. Wir waren schon etwas aufgeregt und haben uns mit Fotografieren abgelenkt. Aber die Jungs haben das sehr professionell und gewissenhaft gemacht. Ein riesiger Travellift hat LUWINA dann an ihre Position an Land gebracht. Wir liegen direkt an der Wasserkante neben unseren Freunden (Segelboot USI). Das Boot wurde dann auf dem Kiel und unter dem Rumpf abgestützt. Es war schon ein komisches Gefühl mit Hilfe eines Stuhls und der Badeleiter an Bord zu gehen. Ich hatte den Eindruck, dass LUWINA etwas schwankt. Aber das Gefühl habe ich momentan in allen engen geschlossenen Räumen😃.


Wir haben dann ein paar Sachen zusammengepackt und sind in das reservierte Appartement gezogen. Dort haben wir einen herrlichen Blick auf die Bucht. Am nächsten Morgen geht es weiter. Edwin war schon da und uns mitgeteilt , dass er morgen anfängt, den Rumpf abzuschleifen. Bis jetzt läuft alles prima. Wir sind sehr zufrieden. Edwin ist der Supervisor und daher kam Rewl am nächsten Tag zum Abschleifen. Da beim Abschleifen giftiger Staub entsteht, hat er einen Schutzanzug und eine Atemschutzmaske angezogen.

Nach 11 Tagen an Land mit unserer LUWINA war das alte blaue Antifouling komplett abgeschliffen. Das Boot wird erst grob und dann noch mal fein geschliffen. Am Wochenende und an Regentagen wird nicht gearbeitet. Dadurch dauert es so lange. Nach dem Abschleifen schauen nur noch ein paar graue Flecken von der alten Grundierung durch. Das ist aber ok und wir sind sehr froh, dass dieses von der Werft gemacht wurde. Es ist eine harte und staubige Arbeit. Das Antifouling ist vor allem giftig, man sollte es beim Abschleifen nicht einatmen. Wir haben uns noch entschieden, die Fuge zwischen Rumpf und Kiel zu erneuern, da sie an einigen Stellen etwas bröckelig war. Es gibt eine Facebook-Gruppe zu unserem Bootstyp. Dort wurde mir vom Admin auf Nachfrage empfohlen, die alte Fuge mit einem Stechbeitel zu entfernen. Einen Tipp für das richtige Dichtmittel gab es auch noch. Das ist jetzt alles fertig und aus unserer Sicht kann es am nächsten Montag mit dem Auftragen der neuen Grundierung weitergehen. Es ist geplant, dass dies von der Werft gemacht wird. Wir sind bisher sehr mit der Arbeit zufrieden.


Zwischendurch hatten wir aber auch etwas Zeit für Entspannung, Live-Musik und leckeres Essen. Nachdem wir so lange auf Carriacou sind, kennen wir alle Band-Mitglieder. Und wir waren auf einer „Full Moon Dinghy Drift“. Wir haben uns mit mehreren Beibooten verbunden und einfach durch die Bucht treiben lassen als der Vollmond kommen sollte. Er hat sich aber hinter Wolken versteckt. Am morgigen Sonntag ist Ruhetag. Dann hoffen wir mal, dass es nächste Woche weiter so gut vorangeht.

Das Auftragen der beiden Grundierungsschichten hat sich leider etwas verzögert. Am letzten Samstag habe ich noch eine defekte Stelle am Kiel entdeckt. Eine Schicht mit Glasfasern war locker. Zum gründlichen Abschleifen war aber das Brett im Weg auf dem LUWINA steht. Damit sie nicht aufwändig angehoben werden muss, wollte ich es einfach absägen. Der Manager hat tatsächlich vier Stunden gebraucht, um mir den Preis für das Brett zu nennen. Als kostenlosen Kundenservice wollte er es mir nicht überlassen. Dann habe ich das Brett schnell abgesägt und alle losen Stellen am Kiel abgeschliffen. Zum Glück hat Willi die schadhafte Stelle dann spontan mit Epoxidspachtel ausgebessert. In der Werft wäre es erst am nächsten Tag gegangen. Es gab dann noch ein Thema mit den Stützen. Diese sollten umgesetzt werden, damit der Rumpf komplett frei wird. Dann kann das Unterwasserschiff in einem Zug gestrichen werden. Ansonsten müssen die Kontaktstellen der Stützen nach der Trockenzeit von drei Tagen behandelt werden. Und dann nochmal drei Tage trocknen. Man verliert also sechs Tage. Die langen Stützen fürs Heck waren aber etwas zu lang. Ein Werftarbeiter wollte mir den Supervisor schicken. Der sollte mir dann erklären, warum es nicht funktioniert. Ich habe ihn um einen Spaten gebeten und die Stützen dann selber eingegraben. Geht doch😃. Rewl hat dann auch die beiden Schichten Grundierung (grau/weiß) aufgetragen. Er hat seine Mittagspause an den Trockenzeiten der Grundierung ausgerichtet. Bei den letzten Pinselstrichen habe ich ihm noch mit der Smartphone-Leuchte assistiert.
Das alles muss 3 Tage ausgasen, damit das Cuppercoat später keine Blasen bildet. Wir haben echt viel gelernt während der letzten Tage.


Nach dem Trocknen musste alles angeschliffen werden, damit das Cuppercoat besser haftet. Danach wird der ganze Schleifstaub mit Wasser abgespült und dann kann es am nächsten Tag losgehen. Wir sind insgesamt vier Personen, das sollte dann funktionieren um alle Schichten Cuppercoat an einem Tag aufzutragen.

Der Tag, an dem wir Cuppercoat streichen wollten, fing mit einigen grauen Wolken an. Und dieses Antifouling verträgt nach Auftragen 48 Stunden kein Wasser. Der Wetterbericht sagte ab 10:00 Uhr keinen weiteren Regen voraus und auf dem Satellitenbild waren auch nur kleine weiße Wolken zu sehen. Als der Himmel gegen 10 Uhr blau wurde, haben wir entschieden, mal mit einem Rumpf anzufangen. Wenn man gestartet ist, muss man auch alle Schichten nacheinander auftragen, damit jede Schicht auf der vorherigen haftet. Luise hat das Cuppercoat angerührt, Willi und ich haben gestrichen. Willi hat auf seinem eigenen Boot schon mal CC aufgebracht. Daher waren wir sehr froh, ihn dabei zu haben. Eine angerührte Mischung kann nur 20 Minuten verarbeitet werden. Aber nach 15 Minuten war das Antifouling verstrichen (1 Einheit von 16). Luise musste also fleißig rühren und noch Stellen streichen, an die man mit der Rolle nicht hinkommt. Ab 12 Uhr hat uns Rewl geholfen. Er hat sich dann den zweiten Rumpf vorgenommen. Mit seiner ausgefeilten Streichtechnik war er genauso schnell wie Willi und ich zusammen. Und Luise hat gerührt wie ein Weltmeister😃. Um vier war Rewl fertig mit dem Rumpf. Willi und ich hatten uns um einen Regenschutz gekümmert, nachdem wir mit dem Steuerbord-Rumpf fertig waren. Dann gab es das verdiente Bierchen und selbstgemachten Nudelsalat (hat Luise zusammengerührt😃). Wir waren am Ende ganz schön ko, aber sehr stolz, dass wir es geschafft haben. Das Cuppercoat soll 10 Jahre halten. Das wird dann beim Lunch am Sonntag im Slipway-Restaurant gefeiert.

Es gab in der Nacht ein paar heftige Regenschauer. Aber unser Schutz hat gut gehalten und so wurde das Cuppercoat nicht abgewaschen. Dieses ist leider schon anderen Seglern passiert. Es gibt dazu einige Videos im Internet. Für uns war es dann eine große Aktion, die Klebereste von dem verwendeten Klebeband zu entfernen. Aber wir brauchten etwas Starkes, da der Wind sehr stark an der Folie gezerrt hat. Den unteren Rand hatten wir mit vielen Festmacher-Leinen an den Stützen von Nachbarbooten und Betonblöcken befestigt. Die Klebereste gingen mit WD40 gut ab. Dieses ist ein Universal-Schmiermittel, welches jeder Segler an Bord hat. Als wirklich allerletzter Schritt wird das Cuppercoat noch mit feinem Schleifpapier angeschliffen, damit das Kupfer an die Oberfläche kommt. Dadurch wird dieses Antifouling aktiviert.

Fazit: Es war ganz schön viel Arbeit. Wir haben alle Arbeitsschritte penibel eingehalten und hoffen, dass es die versprochenen zehn Jahre hält. Wir sind sehr stolz, dass wir es geschafft haben. Wir hatten auch einigen Besuch von anderen Seglern auf unserer Baustelle. Sie hatten viele Fragen zum Cuppercoat und der Verarbeitung. Es hat uns sehr gefreut, dass wir auch mal unsere neuen Erfahrungen weitergeben konnten und nicht immer nur von anderen Seglern lernen.