Puerto Rico – San Juan muss erst mal warten

Als nächstes Ziel haben wir Puerto Rico angesteuert. Der Name klingt ja schon mal klasse: Reicher Hafen. Puerto Rico gehört zu den USA. Die offizielle Währung ist der US Dollar. Aber schon der erste Blick in den Reiseführer zeigte, dass es sich um eine karibische Insel handelt. Insgesamt leben ca. 3,2 Millionen Einwohner auf 9.100 km2. Die Einheimischen haben sich untereinander meistens auf spanisch unterhalten. Englisch ist aber zweite Amtssprache und so konnten wir uns gut verständigen. Small Talk auf spanisch und wenn es kompliziert wurde, haben wir auf englisch gewechselt.

Bisher haben wir nur die kleinen Antillen der Karibik bereist. Wir wollten aber auch mal die Großen Antillen besuchen, von denen Puerto Rico die östlichste der Großen Antillen (Puerto Rico, Dominikanische Republik/Haiti, Jamaika und Kuba) ist. Diese Inseln liegen auf einer Kette von Ost nach West und befinden sich in tieferem Wasser (bis zu 8.400 Meter tief im Norden von Puerto Rico).

Am 21. März ging es los. Die Fahrt von den British Virgin Islands nach Culebra (Puerto Rico) fing ganz ruhig an. Wir hatten 15 Knoten Wind von hinten und konnten den Levante (unseren Spinnacker) setzen. Als der Wind drehte, ging es mit dem Vorsegel weiter. St. Thomas lag leider im Weg und wir konnten nicht den direkten Weg segeln. Als wir St. Thomas umrundet hatten, haben wir den Levante wieder gesetzt. Später bei der Anfahrt von Culebra tauchte dann eine dunkle Wolke am Horizont auf. Luise schlug ein schnelles Bergen des Levante vor. Das war auch gut so. Die dunkle Wolke zog zwar hinter uns durch, schickte uns aber hohe Wellen und böigen Wind. Als die Wolke auf Land traf, bildete sich eine kleine Wasserhose. Zum Glück waren wir eine Seemeile entfernt und der Spinnacker war schon geborgen.
Die Einfahrt in die Lagune hat gut geklappt. Es gibt da einige Riffe, aber alles gut betonnt. Ich hatte uns per App angemeldet. Das angekündigte Video-Interview hat leider nicht funktioniert. Wir sind dann nach dem Anlegen zum kleinen Insel-Flughafen gegangen. Dort hat ein netter US-Officer das Einklarieren für uns erledigt. Unsere Daten hatte er schon aus der Anmeldung per App. Praktisch. Zum ersten Mal brauchten wir keine Gebühren bezahlen. Auch das Cruising-Permit war kostenlos.
Heute haben wir den kleinen Ort Culebra erkundet und morgen machen wir eine Insel-Rundfahrt mit einem kleinen Golf-Cart.

Am nächsten Tag haben wir uns einen Golfwagen für die Inselrundfahrt gemietet. Das war eine völlig neue Erfahrung. Wir saßen quasi im Freien und sind mit maximal 25 km/h über Culebra getuckert. Culebra bietet viele schöne Strände, u.a. den berühmten Flamenco-Beach, der zu den Top-Stränden der Welt gehört. Die amerikanische Navy hat hier früher geübt. Zwei Panzer haben sie offenbar vergessen. Es gibt aber auch viele andere schöne Strände. An einem war ein Schildkrötennest markiert.
Im Innern der Insel ist es schon sehr grün. Allerdings ist es nicht so dicht bewachsen wie z.B. im Regenwald von Dominica. Das spanische-mittelamerikanische Flair gefällt uns sehr gut. In den Restaurants hört man viel Salsa. Am Ende der Tour haben wir uns ein paar frische Lebensmittel gekauft und waren sehr erfreut über die Preise. Nicht günstig aber deutlich preiswerter als auf den BVI. Man merkt auf alle Fälle den spanischen Einfluss. Wir haben uns dann auf dem Boot direkt mal „Buena Vista Social Club“ angehört. Ist ja auch eine Einstimmung auf Kuba. Morgen geht es zur Nachbarinsel Vieques. Dort gibt es etwas Tolles zu sehen. Mal schauen, ob wir es fotografieren können.

Die Fahrt zur nächsten Insel Vieques war sehr angenehm. Zuerst hatten wir halben Wind und nach Umrundung des Kaps von Vieques blies der Wind von hinten. In der Bucht von Esperanza lagen nur zwei Segelboote, als wir ankamen. Nach dem Ankermanöver und einer kleinen Stärkung ging es an Land. Wir wollten für den Abend eine Tour in die Mosquitobay buchen. Danach haben wir uns den Ort mal angeschaut. Die Küstenstraße besteht vor allem aus Restaurants und Hotels. Gut für uns: Ich habe mal einen „Cold Brewed Coffee“ probiert. Auch 😋.
Die Bio Bay Tour war super. Ein echtes Abenteuer. Am Ziel wie im Kindergarten paarweise aufstellen, schön der Reihenfolge nach, die im Bus vergeben wurde. Danach sind wir im Dunkeln ein paar Meter durch eine 10 cm hohe Schlammschicht zu den Kajaks gelaufen (Schuhe mussten im Bus bleiben, damit man die Bucht nicht verunreinigt). Und endlich ging es los. Wir sind mit 8 Kajaks a 2 Personen unserem Guide hinterhergepaddelt. Er hatte ein blaues Licht am Kopf. Zum Glück. Denn es war ziemlich dunkel. Wir haben nur den Mond und die Sterne gesehen. Sobald man die Paddel durchs Wasser gezogen hat, fing es an zu leuchten. Und unter dem durchsichtigen Kajak gab es dann viele Leuchtspuren. Wir haben auch ein paar Fische anhand ihrer Leuchtspuren gesehen. Phantastisch. Als wir mitten in der Lagune waren, durften wir auf eigene Faust lospaddeln. Doch kein Kindergarten😃. Ein einmaliges Erlebnis. Ich habe ein paar Fotos mit meiner Kamera gemacht. Aber auf dem Display sieht man nichts. Unsere Augen sind doch besser😃. Und alles ist im Kopf abgespeichert. Die Fotos sind von der Internetseite des Veranstalters.
Die Buchten und Strände, an denen Biolumineszenz beobachtet werden kann, sind selten. Puerto Rico hat drei von ihnen. Unser Guide Carlos hat uns erklärt, dass das Leuchten von mikroskopisch kleinen Wasserorganismen (Dinoflagellaten) erzeugt wird. Sie sind halb Tier und halb Pflanze (da sie sich ernähren, fortpflanzen und Photosynthese machen). Sie kommen überall auf der Welt vor. Aber nur in ausreichender Konzentration wird ein wahrnehmbares Leuchten erzeugt. Da sie von Sonnencreme, Mückenschutz und Benzin zerstört werden, müssen sie geschützt werden. In der Mosquito Bay gelingt das offenbar sehr gut. Wir waren sehr beeindruckt von dem Schauspiel.

Am Montag waren wir so weit wieder erholt, dass wir eine neue Insel erkunden konnten. Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu eilen. Die Eindrücke müssen ja auch mal sacken. Also haben wir uns vor der Insel Palominos mal etwas erholt. Und wir hatten zwei Skype-Calls: Erst mit den Enkeln und dann mit Tochter und Schwiegersohn.
Die Segeltour zur Insel Palominos war sehr schön und etwas anspruchsvoller. Die Westseite von Vieques ist teilweise sehr flach und vor Palominos ist ein lang gezogenes Riff. Also mussten wir gewissenhaft navigieren. Wir wurden mit türkisem Wasser belohnt.

Auf der Tour nach San Juan hatten wir dann bis auf die ersten beiden Seemeilen nur Wind von hinten. Wir wollten unseren Spinnacker Levante gerade hochziehen, da näherten sich von hinten zwei dunkle Wolken. Man weiß leider vorher nie, wie viel Wind die Wolken zusätzlich mitbringen. Oft dreht der Wind auch bis zu 30 Grad. Also sind wir mit Vorsegel weiter gefahren. Als die dunklen Wolken vorbei gezogen waren, wurde der Levante gesetzt. Das war auch gut, denn der Wind ging von 16 auf 10 Knoten runter. Und mit dem Levante kann man dann bei achterlichen Winden noch gut segeln.
Vor San Juan wollte ich gerade ein Foto von dem Fort in der Einfahrt machen, als Luise rief: “Da kommt ein Tanker aus der Ausfahrt.” Das sieht immer gewaltig aus, wenn man sich so einem großen Schiff nähert. Aber es war noch Zeit für ein Foto, so nah waren wir also nicht (sieht Luise wahrscheinlich anders). Die Einfahrt in den Hafen von San Juan ist schon etwas skurril. Mit unserem kleinen Schiff sind wir in einen Hafen für Kreuzfahrt- und Containerschiffe gefahren. Ganz am Ende kommen dann zwei kleine Marinas. Die waren aber beide voll. Aber man kann davor ankern. Das Dinghy darf man in der Marina festmachen, wenn man in der Stadt unterwegs ist. Wir fühlen uns hier sehr sicher und wohl.

Von der Marina fährt ein Linienbus bis ins Zentrum der Altstadt von San Juan. Wir waren gleich fasziniert von dem Flair. Die Stadt wurde 1521 gegründet und das spürt man auch. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel. Im Norden glitzern die Karibikwellen und im Süden erstreckt sich eine große geschützte Bucht, in der sich auch der große Hafen befindet. An die Einfahrt zur Bucht haben die Spanier die imposante Festung San Felipe del Morro gebaut. Es gibt drei Festungen, die mit dicken Mauern verbunden sind. Den Spaniern war dieser Ort aufgrund der strategischen Lage offenbar sehr wichtig. Die Altstadt ist sehr sauber und gepflegt. Es macht Spaß, alles zu entdecken. An der Karibikküste außerhalb der Stadtmauern gibt es allerdings einen Stadtteil, der stark unter dem Hurrikan Maria gelitten hat. Dort wurde noch nicht alles wieder aufgebaut. In diesem Viertel haben wir auch ein Basketballfeld entdeckt. Da sieht man den amerikanischen Einfluß.


San Juan gefällt uns so gut, dass wir fûr den nächsten Tag eine “Free Walking Tour” gebucht haben. Wir haben damit in Thessaloniki und Leipzig gute Erfahrungen gemacht. Die Stadtführung ist kostenlos und am Ende kann man eine Spende geben, wenn es einem gefallen hat. Unser Guide hat uns in der Altstadt noch ein paar weitere interessante Plätze gezeigt. Es gibt hier sogar das zweit schmalste Haus der Welt. Die Nummer 1 ist natürlich in Amsterdam. Interessant ist auch, dass man die Häuser nicht einfach in seiner Lieblingsfarbe streichen darf. Man muss bei der Stadtverwaltung ein Farbkonzept einreichen. Dazu werden Muster an die Hauswand gepinselt Erst wenn es genehmigt ist, darf man anfangen.

Wir wollten auf Puerto Rico unbedingt den El Yunque Regenwald kennenlernen. Während der Free Walking Tour in der Altstadt hat uns die Reiseführerin von der Non Profit Organisation “Para La Naturaleza” erzählt. Dort haben wir dann eine kleine Tour durch den Regenwald gebucht. Es gab an den nächsten Tagen nur noch Führungen auf spanisch. Wir sprechen nur ein wenig spanisch, aber das haben wir uns schon zugetraut. Die Tour fand dann doch auf englisch statt, da wir die einzigen Teilnehmer waren. Das war eine richtige VIP-Tour. Angélica hat uns viel über den Regenwald, die vielen kleinen Tiere/Pflanzen, die ersten Bewohner und die Schäden durch den letzten Hurrikan Maria erzählt. Aber von so einem Hurrikan erholt sich der Regenwald wieder. Von den menschlichen Eingriffen leider nicht immer. Jetzt ist es ein Naturschutzgebiet und kann besichtigt werden. Vor der eigentlichen Tour waren wir noch in einem modernen Besucherzentrum, welches didaktisch gut aufgebaut ist. Vieles ist schön bunt und auf Kinder-Niveau. Das macht es uns auch leichter😃. Es wurde auch ein sehr guter Dokumentarfilm über das Gebiet gezeigt. Insgesamt hatten wir einen sehr informativen und entspannten Tag in El Yunque. Ohne Angélica hätten wir die kleine Orchidee (Blüte auf der Rückseite eines kleinen Blattes) und den “Walking Stick” nie gesehen.

Am 1. April sind wir zusammen mit den Besatzungen der Boote USI und SEGEL.BAR nach Rincon und Mayaguez gefahren. Diese beide Orten liegen an der Westküste von Puerto Rico. Wir wollten eigentlich mit dem Boot dorthin segeln, haben aber keine vernünftige Ankermöglichkeit gefunden. Dafür mussten wir übrigens nicht mit dem Boot dorthin, sondern wir nutzen unsere Quellen im Internet, Apps für Segler und die Infos anderer Segler. Rincon ist ein bekannter Ort für Surfer. Momentan weht nicht so viel Wind, also sind die Wellen auch nicht so hoch. Aber wir wollten den Ort einfach mal kennenlernen. Unterwegs haben wir noch an einigen anderen Stränden angehalten. Es ist einfach immer wieder toll, auf das Meer und die Wellen zu schauen. Und bei der Fahrt mit dem Auto bekommt man ja auch viele Eindrücke von dem Land.
Zwischendurch haben wir noch Gas an einer Gastankstelle geholt. Wir kochen zwar mit Strom, aber die Espressokanne hat keinen Boden für eine Induktionsplatte. Und falls mal nicht genug Strom da ist, kochen wir halt mit Gas.
Mitten in der Nacht kam das Kreuzfahrtschiff Norwegian Epic in unsere Bucht. Wir waren schwer beeindruckt, wie nah das große Schiff an das kleine blaue Segelboot heran gefahren ist. Vor einer Woche lagen wir noch dort vor Anker. Wir haben aber gewechselt, als wir erfahren haben, dass dieses Schiff jeden Samstag kommt.

Unsere Zeit auf Puerto Rico näherte sich dem Ende. Vorher wollten wir uns noch die Ruta Panorámica anschauen. Also einen Teil davon, denn sie erstreckt sich von Ost nach West über 260 km durch die wunderschöne Berglandschaft. Ganz im Kontrast dazu war der Besuch der größten Mall in der Karibik, der Plaza Las Americas in San Juan. Da musste man sich gut merken, wo man das Auto abgestellt hat. Trotz der riesigen Mall und vielen Menschen dort, haben wir tatsächlich Hajo und Tom getroffen. Sie haben uns gleich mit Tipps versorgt, wo es Prozente gibt. Wir brauchen ja nicht viel Kleidung als Segler. Aber die T-Shirts und Shorts verschleißen schon etwas schneller hier.
Am Abend haben wir dann Abschied auf der LUWINA gefeiert. Uschi und Albert wollten am nächsten Morgen in die Dominikanische Republik segeln. An diesem Abend hat auch die Norwegian Epic rückwärts abgelegt. Sehr imposant, wenn so ein Hochhaus aus dem Hafen fährt.
Wir haben am Montag das Mietauto abgegeben, ausklariert und noch ein paar Besorgungen gemacht. Denn am Dienstag wollten wir der USI (Uschi und Albert) hinterher segeln. Am letzten Abend waren wir dann noch auf der SEGEL.BAR von Hajo und Tom eingeladen. Die Beiden haben ab jetzt eine andere Route als wir. Mal schauen, wann wir sie wiedersehen.