Der Norden der Dominikanischen Republik

Die Tage im Nationalpark Los Haitisis vergingen wie im Flug. Welch ein Unterschied zur lauten Bucht von Samana mit drei Bars, die die ganze Bucht beschallen. In der Bucht von San Lorenzo haben wir abends Vögel gehört (und WDR 2 Radio über Internet 😃). Es gibt hier viele Höhlen, die man erkunden kann, ein Hotel mitten in der Natur mit einer Pool-Landschaft und viele Mangroven. Das Hotel mit Restaurant liegt mitten in einem Fluss. Dieser wird durch einige Wasserfälle und Becken um das Restaurant herum geführt. Die Hotelzimmer wurden an eine Felswand gebaut. Hier könnte man gut mal eine Woche entspannen. Gäste wie wir dürfen auch in die Pools und das Buffet genießen. Es gibt sogar eine Front-Cooking Station mit Nudeln (wie bei Vapiano). Aber wir möchten weiter nach Westen. Die Bahamas sollen auch ganz schön sein.😃

Bevor es zu den Bahamas ging, wollte Luise sich mit einem neuen Haarschnitt noch etwas chicer machen. Außerdem brauchten wir noch ein paar frische Lebensmittel. Wir haben sogar Ziegen-Gouda gefunden, der für uns aufgeschnitten wurde. Und zum Abschied gab es leckere Cocktails in der angeblich besten Bar im Ort.

Die nächste Etappe ging aber vorher noch an die Nordküste der Dominikanischen Republik nach Luperon: 130 Seemeilen. Also haben wir um 7:30 Uhr den Anker gelichtet. Der Wind sollte erst später auffrischen und dann hätten wir ihn von vorne gehabt. Als wir die tiefe Bucht von Samana verlassen hatten, kam der Wind allmählich und wir konnten die Segel setzen. Nach dem nächsten Kap ging es nach Westen und bei dem üblichen Ostwind konnten wir unseren Spinnacker auspacken. Der Wind wehte nur mit 10 Knoten und so wurde es ein gemütliches Segeln. Luise hat uns dann mittags Fischstäbchen gebraten (ein Geschenk von Uschi als sie in die US Virgin Islands gesegelt sind, darf man dort nicht einführen). Als die Sonne unterging, zogen sich am Horizont dunkle Wolken zusammen. Den Levante bergen wir sowieso immer während der Nacht. Die anderen Segel können wir alle vom Steuerstand aus setzen, bergen oder verkleinern. Dieser ist auch überdacht und rundherum mit durchsichtigen Plastikfolien geschützt. Auf den gecharterten Booten sind wir bei Regen immer pitschnass geworden. Bald waren wir mitten in einem großen Regengebiet, das man auf dem Radar gut sehen konnte. Vereinzelt blitzte es, aber es gab kaum Donner. Wir haben das Vorsegel vorsichtshalber etwas gerefft. Auf dem Radar konnten wir sehen, dass wir inmitten von einigen großen Regenwolken waren. Ein Segler (White Sound aus Dänemark), der sieben Seemeilen hinter uns segelte, hat uns angefunkt, um nach der Lage zu fragen. Er wollte wissen, was ihn später erwartet. Wir konnten nach dem Regen noch ein Weilchen segeln bis der Wind erst weniger wurde und dann genau von vorne kam: Westwind, sehr selten in der Karibik. Aber im Norden der Dominikanischen Republik sind wir schon im Nordatlantik. Da weht ein anderer Wind 😃.
Die Einfahrt in die Bucht von Luperon sieht man kaum. Sie ist auch sehr eng und an einigen Stellen sehr flach. Wir sind vorsichtig reingetuckert. Erst hat uns ein kleiner schöner Strand begrüßt und dann eine wunderschöne idyllische Bucht. Wir sehen das Meer von unserem Platz an der Boje gar nicht mehr. Am nächsten Morgen wollten wir mal das kleine Dorf Luperon erkundigen. Aber vorher kam Papo und hat für seine Boje kassiert, an der wir lagen. Der Preis von 25 Dollar für eine Woche ist gut. Allerdings wollte ich in der grünen Brühe nicht tauchen, um den Zustand der Boje zu überprüfen. Da mussten wir Papo mal vertrauen.

Die Mangrovenbucht von Luperon ist sehr ruhig. Es ist wie auf einem kleinen See. Es gibt eine kleine Marina, die aus einem Steg besteht. Der Ort ist etwas weiter weg und so hört man auch keine laute Musik aus einer oder mehreren Bars wie in Samana. In fußläufiger Entfernung gibt es einen schönen Strand. Die Hotels dort sind allerdings seit 12 Jahren nicht mehr in Betrieb. Direkt in der Einfahrt zur Bucht liegt ein weiterer kleiner Strand, den wir mit unserem Kayak besucht haben.


Die Stadt Puerto Plata (ebenfalls an der Nordküste) haben wir mit dem Mietauto erkundet. Direkt hinter der Stadt erhebt sich der Berg Isabella auf eine Höhe von 800 Metern. Die einzige Bergbahn in der Karibik hat uns schnell nach oben gebracht. Von dort oben bietet sich ein toller Ausblick auf die Stadt und das Meer. Außerdem gibt es befestigte Wege durch einen schönen Nationalpark. In der Stadt war es rund um die Kathedrale und den bunten Häusern sehr geschäftig. Puerto Plata hat ca. 130.000 Einwohner und an diesem Tag Passagiere von zwei Kreuzfahrtschiffen. Zum Schluss haben wir noch eine Schokoladenfabrik besichtigt. Wir wurden mit heißer Schokolade und Schokoladenkuchen begrüßt. Ein kurzer Film hat uns gezeigt, wie aus der Kakaobohne Schokolade wird. Der Prozess von der Kakaobohne zur flüssigen Schokolade wurde in einem kleinen Showraum gezeigt. Natürlich gibt es auch einen Laden, der die diversen Schokoprodukte zum Kauf anbietet. Wir durften auch viel probieren. Wie immer in der Dominikanischen Republik waren wir froh, als wir die Stadt mit ihrem chaotischen Verkehr hinter uns gelassen hatten und wieder in dem beschaulichen Luperon waren. Wir haben bis zum Ende nicht wirklich herausgefunden, welche Verkehrsregeln gelten. Dann ist es immer gut, wenn das Auto in Bewegung bleibt. Dann fahren die anderen Autos und Mopeds irgendwie drumherum.

Wir sind erst spät aus Luperon weggekommen. Der Officer von Immigration war bei der Bank. Und dann ging es seinen Gang. Alles sehr gemütlich. Wir mussten vier verschiedene Organisationen passieren. Dann wird mittendrin nochmal ein Kollege angerufen: „Die LUWINA will zu den Bahamas. Wo ist denn das Despacho?“ Es scheint, dass der Prozess noch nicht ganz rund ist. Manchmal werden die Dokumente auf einen Scanner gelegt. Aber sie werden auch schon mal mit dem Handy fotografiert. Alle sind sehr nett und freundlich. Sie meinten, dass wir bald wiederkommen sollen. Zum Schluss war dann noch die Navy an Bord. Es wurde aber nichts kontrolliert. Richard hat ein Formular ausgefüllt und wir haben uns etwas unterhalten. Er hat tatsächlich fünf Kinder. Also wir finden es bisher immer wieder spannend, wie unterschiedlich die Ein- und Ausreiseformalitäten hier sind. Nicht so langweilig wie am Frankfurter Flughafen, wenn man mit einem internationalen Flug ankommt (für Nicht-EU Bürger ist es aber sicherlich auch manchmal spannend).
Am frühen Nachmittag ging es dann los. Der Wind wehte leicht aus Nord. Und so konnten wir mit Vollzeug nach Westen Richtung Bahamas segeln. Wir haben kurz überlegt, ob wir die Sendefunktion unseres AIS ausschalten sollten, da es an Haiti vorbeiging. Dort gibt es momentan sehr viele Unruhen im Land. Es gab aber in den letzten beiden Jahren keinen Überfall vor dieser Küste. Also blieb das AIS an. Das war auch gut so, denn es waren viele Berufsschiffe unterwegs. Und wir stellen immer wieder fest, dass sie schon lange vorher ihren Kurs anpassen, damit sie uns nicht gefährden. Ein Kreuzfahrtschiff ist sogar in einem großen Bogen um uns gefahren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam uns aber auch ein Segler ohne AIS entgegen, der uns im Abstand von ca. 400 Meter passiert hat.

Im Laufe der Nacht ist der Wind wie vorhergesagt nach Osten gedreht. Außerdem ist er noch schwächer geworden. Da die Standardsegel bei fehlendem Windruck gerne hin- und herschlagen, haben wir am Morgen den Levante gesetzt. Der ist viel ruhiger bei dieser Brise und wabert nur ein wenig hin und her. Irgendwann tauchte dann die flache Insel Great Inagua am Horizont auf. Dieses sollte die erste Insel der Bahamas werden, die wir anlaufen.