Warum segeln wir nicht los

Wir wurden während der letzten Tage oft gefragt, warum wir nicht lossegeln. Die Antwort ist ganz einfach: Wir fühlen uns in der Rodney Bay bei unseren neuen Segelfreunden sehr wohl. Das ist ein Aspekt. Wir lernen noch viel von den erfahrenen Seglern und freuen uns darüber, sehr interessante Leute aus vielen verschieden Ländern dieser Erde kennenzulernen. Außerdem sind wir immer noch dabei, unser Boot weiter auszustatten. Unsere Liste reicht von einfachen Leinen (um irgendetwas am Boot festzubinden) über Reinigungsmittel bis zu Werkzeugen, die wir noch benötigen. Neulich haben wir noch ein paar große Plastikboxen gekauft, um alles ordentlich zu verstauen. Wir machen es mittlerweile so, dass wir die Etiketten der Boxen im Laden fotografieren und dann auf dem Boot nachschauen, welche gut passen. Zum Glück gibt es gegenüber der Marina einen Haushaltswarenladen, der sehr viele Boxen der Firma Sterilite hat (da kann man sogar im Internet nach den Größen schauen, aber bitte nicht erwarten, dass es alle Boxen auch im Laden gibt). Wir haben aber auch schon Boxen aus anderen Baumärkten im Minibus transportiert.

Weiterhin möchten wir unser Boot so ausstatten, dass wir auch mal längere Zeit auf dem Boot leben können. Dann ist es möglich, mal für ein paar Täge in einer Bucht zu liegen oder mehrere Tage am Stück zu segeln. Ein Kühl- und Gefrierschrank war von Anfang an auf dem Boot. Auch ein Wassertank mit insgesamt 800 Liter. Aber auch eine so große Menge Wasser reicht nicht ewig. Daher möchten wir uns einen „Watermaker“ kaufen, der aus Salzwasser mit Hilfe einer Filtermembran und viel Druck Süßwasser erzeugt. Der Bordingenieur Uwe hat ein System ausgesucht, dass aus Standardkomponenten aufgebaut wird und ohne Elektronik auskommt. Die Hochdruckpumpe in diesem System benötigt natürlich Strom. Und viele andere Geräte an Bord auch. Daher werden die vorhanden zwei Solarzellen noch um weitere Solarpanele ergänzt. Und der selbst erzeugte Strom soll noch in Lithium-Batterien gespeichert werden. Wir haben uns für ein System entschieden, welches in Deutschland entwickelt wurde und auch dort produziert wird. Da der lokale Händler diese Batterien nicht liefern kann, haben wir uns für einen deutschen Händler entschieden. Der Transport von Lithium ist sehr teuer. Zum Glück bezahlen wir keine Mehrwertsteuer in Deutschland, da wir eine „Yacht in transit“ sind. Die Mehrwertsteuer wird erst fällig, wenn wir das Boot nach Europa bringen.

Der lokale Elektronik-Händler hat quergecheckt, ob die von Uwe ausgesuchten Geräte für die Bordelektrik auch zusammenpassen. Die Geräte wurden mittlerweile in den USA bestellt und kommen per Schiff.

Warum erzähle ich das alles? Das Konzipieren und Aussuchen der Komponenten hat viel Zeit in Anspruch genommen und es war gut, dass der Elektronikladen in der Marina und die anderen Segler in der Nähe waren. Wir haben ja Zeit. Bald kommen wahrscheinlich die ersten Geräte und dann geht es ans Einbauen. Das gehört alles zum Segelabenteuer.

Nachdem wir uns viele Bemerkungen anhören mussten, ob unser Seakayak und das Dinghy nicht nass werden dürfen, haben wir dann doch mal einen Ausflug gemacht. Mit dem Seakayak sind wir durch die Lagune gepaddelt, in der auch die Rodney Bay Marina untergebracht ist. Wir wollten auch das Dinghy-Dock in der Nähe des Einkaufszentrums finden, bei dem wir viele unserer Einkäufe erledigen. Wir waren erfolgreich und wurden prompt angesprochen, ob wir unser Kayak parken möchten. Natürlich erwartet der Parkwächter eine kleine Belohnung fürs Aufpassen.

Für das Dinghy haben wir uns ein weiter entferntes Ziel ausgesucht. Auf einer Halbinsel am Rand der Rodney Bay gibt es zwei kleine Hügel, die man erklimmen kann. Wir haben aber erstmal erkundet, wo man sein Dinghy festmachen kann, wenn man den Pigeon Island Nationalpark erkunden möchte.

Tim hat es schon vorher nett formuliert. Man lernt als Segler viele neue Freunde kennen. Einige verschwinden nach ein paar Tagen oder Wochen. Manche sieht man nie wieder, andere schon. Aber man weiß es vorher halt nicht. Und man lernt auch immer wieder neue Segler kennen. Und so mussten wir uns bald von Esther, Lincoln und Arnd verabschieden. Esther und Lincoln möchten ihr Segelboot mit einen neuem Mast auf St. Maarten ausstatten. Sie nehmen Arnd mit, der ab St. Maarten nach Deutschland fliegt, um dort vor Ort zu arbeiten. Bisher hat er es als digitaler Nomade hier in der Marina gemacht. Aber sein Chef möchte ihn für längere Zeit mal vor Ort sehen. Vor ihrer Abfahrt haben wir mit den Dreien noch einen netten Abend mit einem leckeren Essen und zu viel Alkohol verbracht (Arnd hat zwei Flaschen Champner spendiert, Ester und Lincoln haben Wein mitgebracht). Ein paar Tage später ist dann Tim mit seiner Freundin Ash Richtung Bahamas aufgebrochen. Wir haben natürlich von allen die Kontaktdaten. Mal schauen, wen wir noch mal wiedersehen.

Am Samstag haben wir zum allerersten Mal die Leinen gelöst und machen uns mit der LUWINA auf den Weg aufs weite Meer hinaus. Zuerst einmal ist alles noch gemütlich, wir packen die Segel aus und fahren mit Wind von hinten aus der Bucht hinaus. So segelt es sich eigentlich ganz schön. Bis wir entscheiden wieder zurück in die Bucht zu fahren, da wird es etwas ungemütlich. Der Wind ist sehr böig und erreicht manchmal die 20-Knoten Marke, wir reffen die Segel und kreuzen gegenan. In der Bucht müssen wir dann leider feststellen das die Halterung für unser Seakayak nicht gehalten hat, es hängt an einer Seite runter. Das Rohr hat sich genau an der Stelle gelöst, die Uwe nicht mit Kleber verstärkt hat. Das wird noch nachgeholt.

Heute baden wir dann auch zum allerersten Mal gemeinsam im Meer und müssen dabei feststellen das unsere Propeller schon wieder mit Muscheln bewachsen sind. Und das nach drei Wochen im Wasser. Aber wofür haben wir einen Schrubber dabei, damit lassen sich die Bewüchse beim Tauchen sehr gut entfernen.

Der Sonnenuntergang ist diesmal spektakulär, die Sonne geht direkt ins Meer unter und wir können ihr von unserem Cockpit dabei zusehen. Die Nacht wird sehr rollig, das Boot schaukelt in den Wellen hin und her und es regnet mal wieder ziemlich heftig in den frühen Morgenstunden.

Nach dem Frühstück wechseln wir noch mal den Ankerplatz, in der Hoffnung das es näher am Strand etwas ruhiger wird, das stellt sich bald als wahr heraus. Der Wind ist aber im Laufe des Tages auch nicht mehr so stark. Diesen schönen Sonntag verbringen wir im Cockpit mit Lesen und schauen ab und zu einfach den Wellen zu. Das so genannte Buchtkino ist auch sehr spannend. Wie machen die anderen Crews ihre Ankermanöver, warum brüllen die beim Anlegen,…? Später kommen noch zwei Einheimische auf einem Kayak vorbei und fragen, ob wir große Muscheln kaufen möchten. Oder einen Obstkorb? Oder ob wir einen Kurs machen möchten, wie man Obstkörbe herstellt?

Zum Abschluss des Tages machen wir noch einen kleinen Strandspaziergang und genießen den schönen Sonnenuntergang mit einem kühlen Weißwein. Wir vermissen Ukki, die uns beim letzten Karibik-Urlaub abends mit leckeren Cocktails verwöhnt hat.