Vinales – die wahrscheinlich schönste Landschaft auf Kuba

Auf der Fahrt von Havanna nach Vinales saßen wir in einem großen Taxi Collectivo mit zwei Sitzreihen hinter dem Fahrer und viel Platz für Gepäck. Wir waren fünf Fahrgäste in dem Taxi. Je näher wir dem Ort kamen, desto schöner und ländlicher wurde es. Von Vinales hatten wir schon viel Gutes gehört. Unser vorbestelltes Zimmer war klein, da zwei Doppelbetten darin waren. Aber wir hatten eine eigene Veranda mit zwei Schaukelstühlen. Diese sind typisch für die Gegend hier.

Unser Ansprechpartner für die Spenden hier in Vinales hatte Zeit für uns, und so haben wir uns noch am gleichen Tag ein Taxi für die 6 Kilometer lange Fahrt zu ihm bestellt. Diesen Service übernehmen die Gastgeber. Das hat bisher in ganz Kuba geklappt. Das Haus von Luis liegt etwas außerhalb in dem Tal von Vinales. Deshalb wollte der Taxifahrer auch nicht zurückfahren und uns wieder abholen. Er wollte lieber warten. Wir hatten nichts dagegen. Der ausgemachte Fahrpreis galt für die Hin- und Rückfahrt inklusive Wartezeit. In Deutschland wäre das Taxameter weitergelaufen.


Luis wohnt in der Nähe der prähistorischen Mauer, eine Sehenswürdigkeit in Viñales, in einem wunderschönen Haus mitten im Grünen in einem kleinen botanischen Garten. Luis hat uns herzlich empfangen und mit Kaffee, selbstgemachter Limonade und sieben Jahre altem Rum verwöhnt. Er vermietet dort auch drei Zimmer an Gäste. Natürlich waren wir schnell bei dem Thema der aktuellen Situation auf Kuba. Die Leute dort im Tal wurden im September 2022 vom Hurrikan Ian getroffen und leiden noch heute darunter. Luis wird die Spenden gezielt an Personen geben, die entsprechenden Bedarf haben. Beim nächsten Besuch hat er dann berichtet, dass ein sehr intelligentes Mädchen gerne Geometrie macht und Rätsel löst. Sie hat u.a. das Set mit den Geodreiecken und ein Rätselbuch mit Zahlen bekommen. Als wir in seinem Garten saßen, hat nebenan der Vater eines der beschriebenen Kinder das Feld gepflügt. Als sein Handy klingelte, hat er “Ho” gerufen, die Ochsen blieben stehen und er konnte in Ruhe telefonieren. Und Luis konnte noch mehr solcher Geschichten erzählen. Er kommt uns wie eine Mischung aus Sozialarbeiter und Pfarrer vor. Wir waren so froh, dass wir ein wenig helfen konnten und offenbar auch die richtigen Sachen eingekauft haben.

Das Viñales-Tal hat uns mit seiner atemberaubenden Landschaft beeindruckt. In der intensiv grünen Landschaft ragen überall riesige Felsen aus dem Boden. Diese Mogotes sind 170 Millionen Jahre alt und gehören zum ältesten Teil Kubas. Die Felsen haben uns ein wenig an die Gegend von Zhangjiajie in China erinnert. Dort wurde David Cameron zur Kulisse im Film Avatar animiert. In beiden Landschaften ragen die Felsen fast senkrecht aus dem Boden. Darum kommen offenbar auch einige Felskletterer in diese Gegend. Auf den braunen Böden im Viñales-Tal werden vor allem Tabak, aber auch Bananen, Kaffee und Yuca angebaut. Die Böden werden noch mit dem Ochsenpflug bestellt. Die Bauern wohnen in einfachen Hütten.
Am ersten Tag haben wir eine geführte Radtour gebucht. Das hat unsere Gastgeberin “Miss Lady” für uns erledigt, wir mussten gar nicht in den Ort dafür. Nach einem sehr umfangreichen Frühstück mit Pfannkuchen, die wie bei unseren Müttern schmeckten, ging es los. Der Guide kam mit vier verschiedenen Mountainbikes zur Pension um zu schauen, welches am besten für uns geeignet ist. Dann ging es los. Wir sind mehr als zwei Jahre nicht mehr Fahrrad gefahren. Aber es klappte noch sehr gut. Als erstes sind wir zu der Höhle der Indianer gefahren. Die Räder wurden vor der Höhle abgestellt und wir haben sie zu Fuß erkundet. Zum Glück war die Höhle relativ eben. Es gibt hier im Tal nämlich eine Höhle, in der viele Höhenmeter auf die Besucher warten. Am Ende der Höhle wartete ein kleines Boot, welches uns über einen unterirdischen Fluss wieder aus der Höhle herausgefahren hat. Anschließend haben wir uns noch eine Tabakfarm angeschaut. Dort wurde erklärt, wie Tabak angebaut und weiter verarbeitet wird, bevor daraus eine Zigarre von Hand gedreht werden kann. Sehr beeindruckend, das geht alles ohne Kleber. Aber wir rauchen ja nicht. Daher haben wir auch keine Zigarren zum Stückpreis von 6 – 12 $ gekauft. Ein kleiner botanischer Garten in privater Hand hat den Tag abgerundet. Bei einer Führung für uns Zwei wurde alles erklärt. Anschließend konnten wir noch einen Saft aus den Früchten trinken, die im Garten angebaut werden.


Am nächsten Tag haben wir nur die Mountainbikes geliehen. Wir wollten das Tal auf eigene Faust erkunden. Zuerst haben wir ein riesiges Wandgemälde auf einer Felswand angeschaut (120 x 180 Meter): Mural de la Prehistoria. Es stellt die Evolution der Menschheit dar. Zu dem künstlerischen Wert gibt es sicherlich verschiedene Meinungen. Aber alleine durch seine Größe und seine Lage an dieser großen, steilen Felswand ist es schon sehr imposant. Es wurde 1961 von Bauern gemalt, die an Seilen in der Felswand hingen. Ein mexikanischer Künstler hat sie per Megaphon dirigiert.

In der Nähe wohnt unser neuer Freund Luis. Bei einem kleinen Snack in seinem wunderschönen Garten hat er uns erklärt, wie er schon die ersten Spenden verteilt hat. Frisch gestärkt ging es dann weiter. In unserem Kuba-Reiseführer war eine Radtour durchs Tal beschrieben, die in einem Bogen zurück nach Viñales führen sollte. Der Anfang hat auch gut funktioniert. Aber dann wurden die Wege immer schmaler und teilweise schlammig sowie überflutet. Teilweise haben wir die Räder durch die Pfützen in der Mitte des Weges geschoben während wir auf dem trockenen Streifen an der Seite gelaufen sind. Einmal mussten wir den Weg auch verlassen, weil er komplett unter Wasser stand. Ein Paar kam uns entgegen und sie mussten erstmal Ihr Mountainbike mit einem Stock entschlammen. Google Maps, Maps.Me und Komoot waren auch nur bedingt hilfreich. Wir haben uns dann zusammen durch die Wildnis gekämpft bis sich unsere Wege wieder getrennt haben. Sie wollten eine noch größere Runde drehen. Nach einer Bachdurchquerung waren wir bald wieder auf der asphaltierten Straße nach Viñales. Was für ein anstrengendes Abenteuer. Wir waren froh, als wir in unserer Unterkunft waren, um etwas auszuruhen. Den letzten Sonnenuntergang haben wir im Ort auf der Dachterrasse einer Bar am Ortsrand mit Blick auf die Felder genossen.


Die Rückfahrt mit dem Taxi Collectivo konnten wir direkt nach Cienfuegos buchen. Wir haben das Taxi am Rand von Havanna auf einem Parkplatz gewechselt. Hier treffen sich die Taxis aus Vinales und Cienfuegos. Die einen fahren Viñales-Havanna-Viñales und die anderen Cienfuegos-Havanna-Cienfuegos. Die Fahrt kostet 45$ pro Person für die gesamte Strecke von ca. 420 Kilometer. Wir sind die gesamte Strecke mit einem jungen Paar aus der Nähe von Heinsberg gefahren. Sie haben die Taxifahrt allerdings im Rahmen einer Rundreise mit einem deutschen Reisebüro gebucht.
Unsere Koffer wurden während der Fahrt zwar mehrmals umgeladen aber wir hatten eine angenehme unterhaltsame Fahrt und das gesamte Gepäck ist auch angekommen. Bianca und Bastian waren am nächsten Morgen kurz zu Besuch auf der LUWINA. Abends waren wir noch zusammen Pizza essen. Für sie ging es am nächsten Tag weiter nach Trinidad.