Der erste große Törn nach Martinique

Bevor es losgeht, wollten wir noch die Solaranlage in Betrieb nehmen. Die Solarpanels ließen sich relativ einfach vom Dach unseres Bootes auf den Rahmen schieben.Wir mussten nur aufpassen, dass sie nicht vom Wind erfasst werden, bevor sie festgeschraubt sind. Bei den ersten Modulen haben Lincoln und Mikel geholfen, beim dritten dann Percius. Alle drei sind sehr groß und daher optimal für diesen Job geeignet. Percius und Small Change haben jeweils einen Verbesserungsvorschlag für den Rahmen gemacht, die wir auch beide umgesetzt haben. Luise war am Anfang etwas skeptisch, dass wir den Rahmen aus Edelstahlrohren selber gemacht haben. Eigentlich sollte ein lokaler Handwerker diesen Rahmen bauen. Aber wir hatten kein gutes Gefühl bzgl. seiner Zuverlässigkeit. Unser Gefühl hat sich als richtig herausgestellt. Denn Lincoln wollte eigentlich seinen Rahmen für die Solarmodule auch von diesem Handwerker in der Rodney Bay Marina bauen lassen. Nach seiner Rückkehr aus St. Maarten (wo er seine Solarpanels gekauft hat), sollte er erst einen neuen Kostenvoranschlag von diesem Handwerker bekommen, weil der alte nicht mehr gültig ist. Aber diesen Kostenvoranschlag hat er bis heute nicht bekommen (trotz mehrmaligen Nachfragens). Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit der Lösung. Nachdem der Solarregler und die Sicherungen angebracht waren, lieferten die Panels schon ordentlich Strom. Insgesamt haben wir jetzt zwei kleine und drei große Panels mit insgesamt 1100 Watt maximaler Leistung. Diese können hier bis zu 6000 Watt-Stunden pro Tag liefern, wenn die Batterie es speichern kann. Momentan ist die Batterie am frühen Morgen schon wieder voll, da nachts „nur“ der Kühl-/Gefrierschrank läuft. Am nächsten Morgen können wir ablesen, wie viel Watt-Stunden der Batterie entnommen wurden. Es ist schon klasse, was die aktuelle Marinetechnik so alles kann. Jedenfalls brauchen wir jetzt keinen Strom mehr von der Marina. Dieser wird nämlich auf St. Lucia mit Dieselgeneratoren erzeugt (obwohl es hier genug Wind und Sonne gibt: Die Insel ist also gut für Wind- und Solarparks geeignet.


Wir möchten noch eine Waschmaschinen/Trockner kaufen. Zuhause haben wir die Wäsche auf der Leine getrocknet. Aber wenn das hier mit Solarstrom erfolgt, meldet sich unser ökologisches Gewissen nicht. Das Boot in einer Bucht voller Wäsche hängen, finden wir nicht besonders hübsch. Momentan kochen wir mit Gas, eine Umstellung auf elektrisch ist auch schon angedacht.
Vor dem Ablegen konnten wir die neuen LUWINA-Logos am Bug auch noch anbringen lassen. Da hat unsere Freundin Claudia einen tollen Job gemacht. Das Boot (Logo) fährt auf beiden Rümpfen nach vorne, das war vor allem für den Schriftzug eine Herausforderung.

Es stand auch noch eine Reinigung der beiden Rümpfe an. Dieses Mal haben wir es nicht selber gemacht, sondern haben einen Taucher engagiert, der den Rumpf gesäubert hat. Dann haben wir noch zwei kleine Rollen an die Flaggenleinen montieren lassen. Bisher wurde die Leine nur durch eine Lasche geführt und eine hatte sich schon durchgescheuert. Alle Flaggen haben im ständigen Wind schon gelitten. Es sieht so aus, dass wir zwei Flaggen pro Jahr brauchen.


Am letzten Tag vor der geplanten Abreise kamen endlich die richtigen Halter für die Solarpanels aus dem Zoll und wir konnten die provisorischen Halter ersetzen. Der Segelmacher hat seine letzten Arbeiten an der Steuerstandverkleidung und dem Sonnenschutz auf den letzten Tag vor der Abreise gelegt. Leider ist er nicht pünktlich fertig geworden und hat seine Arbeiten erst am geplanten Abreisetag um 15:00 fertig gestellt. Das war uns zu spät für die Abreise, da wir nicht im Dunkeln auf Martinique ankommen wollten. Also sind wir aus der Marina nur in die vorgelagerte Bucht gefahren. Unsere Seglerfreunde vom Steg haben uns noch beim Ablegen geholfen. Wir hatten uns vorher schon abgemeldet (ausklarieren nennt man diesen Vorgang für Boote und ihre Besatzung). Früher musste man auf St. Lucia noch große Formulare mit mehreren Durchschlägen ausfüllen. Jetzt trägt der Zoll die Daten direkt in den Computer ein und man muss nur noch einen Ausdruck unterschreiben. Wir haben dafür allerdings zwei Runden gebraucht, da die LUWINA im System in den USA registriert war (Hamburg ist richtig). Und mit den deutschen Namen haben sie hier auch so ihre Schwierigkeiten.

Am Donnerstag, den 24.02.2022 haben wir es endlich geschafft und die Rodney Bay auf St. Lucia verlassen. Wir hatten gutes Segelwetter mit moderatem Wind (d.h. Windstärke 4 in der Karibik). Da die Sonne kräftig schien, haben wir gleich mal 300 Liter Trinkwasser mit Solarstrom produziert. Jetzt liegen wir vor Saint Anne auf Martinique in einer riesigen Bucht mit vielen anderen Booten. Der kleine verschlafene Ort ist ganz anders als St. Lucia. Irgendwie geordneter und nicht so chaotisch. Es gibt sogar Bürgersteige. Wir haben uns in einer Bäckerei einen Kaffee und ein leckeres Schoko-Crossaints gegönnt. Ganz praktisch: wir können mit Euro bezahlen und die SIM-Karte von daheim ermöglicht kostenloses Roaming. Das Anmelden (Einklarieren) erfolgt hier auf einem Computer, der in einer kleinen Bar steht. Man muss die Daten allerdings selber eintragen und bekommt hinterher vom Wirt eine Unterschrift. Die Anmeldung kostet 3,- Euro. Der Sonnenuntergang hat dem Tag ein schönes Ende bereitet.

Der nächste Tag war dann allerdings nicht so schön (was aber nicht am Wetter lag). An einer Toilette war der Abwasserschlauch verstopft. Das Abwasser bildet mit dem Salzwasser langfristig Ablagerungen in den Schläuchen. Diese hatten den Schlauch komplett zugesetzt. Die Masse war ein Sand-/Steingemisch. Wir konnten schließlich den Schlauch wieder komplett frei machen. Wir werden auf Martinique neue Abwasserschläuche für beide Toiletten kaufen und sobald die Toiletten anfangen, schlecht abzupumpen, werden die Schläuche getauscht. Mehr Details gibt es nicht. Und wir haben auch keine Fotos gemacht.

Mittlerweile haben wir auch einen Router an Bord. Susanne und Carsten von der Segelyacht Blackfield hatten neulich Besuch von ihrem Sohn aus Deutschland und er war so freundlich einen mobilen Router aus Deutschland mitzubringen. Wir sind in einer großen WhatsApp-Gruppe unseres Segelvereins Trans-Ocean. Dort haben sich alle Lossegler aus 2021 versammelt. Es sind nicht alle in der Karibik, aber für einen technischen Rat reicht es immer. Susanne und Carsten sind jedenfalls auch in der großen Ankerbucht von Saint Anne. Sie wollen auch noch länger in der Karibik segeln und so werden wir in Kontakt bleiben. Auch von den Beiden haben wir sehr viele Tipps für Saint Anne und Umgebung bekommen. Die Hinweise reichten von schönen Spazierstrecken bis Einkaufsmöglichkeiten. Heute sind wir dann auch mal direkt mit dem Dinghy nach Le Marin gefahren. Das sind ca. 2 Seemeilen (4 Kilometer). Unser Dinghy fährt bis zu 14 Knoten in Gleitfahrt (dann hüpft es quasi auf dem Wasser). Das gefällt aber nur Uwe und darum fahren wir meistens gemäßigt. Vor allem im Ankerfeld. Und wir hatten gerade das Ankerfeld von Saint Anne verlassen als das Ankerfeld von Le Marin anfing. Wir haben sie nicht gezählt, aber in beiden Feldern stehen mehrere hundert Boote. Wir haben also eine knappe halbe Stunde für den Weg gebraucht. Ab und zu möchte man ja auch mal genauer hinschauen, wenn z.B. schwimmende Ferienhäuser im Ankerfeld liegen.

In Le Marin gibt es tatsächlich ein eigenes Dinghydock direkt vor dem Supermarkt Leaderprice. Wir haben uns erst mal in anderen Ländern umgeschaut, um einen Überblick zu bekommen. Es gibt sogar zwei Bio-Supermärkte. Leider stellen wir gegen Mittag fest das alle Läden schließen. Es ist Karneval und deswegen ist ab mittags feiern angesagt. Auch unser Großeinkauf im Leaderprice fällt buchstäblich ins Wasser, auch er hat ab 13 Uhr geschlossen. Aber das macht nix, wir sind ja noch länger hier in der Bucht und versuchen es morgen noch mal. In Le Marina gibt es auch eine kleine Marina mit vielen Geschäften und Schiffsausrüstern. Da werden wir dann nach Karneval noch mal hinfahren, um die letzten Lücken in unserer Ausrüstungsliste zu schließen..