Auf zu neuen Inseln


Unser Plan A war die Strecke von Carriacou bis Martinique (130 sm) mit einer Nachtfahrt zu segeln. Westlich von St. Vincent hatten wir allerdings unerwartet Wind und Welle genau von vorne. Darum haben wir auf St. Vincent einen kleinen Zwischenstopp eingelegt. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fiel der Anker in der Bucht von Château Bel Air. Obwohl es schon spät war, wurden wir noch von freundlichen Boatboys begrüßt. Sie hatten Interesse an unseren Regenjacken und Keksen. Von den Keksen konnten wir uns leichter trennen.


Am nächsten Morgen ging es dann weiter bis in die Rodney Bay von St. Lucia. Wir wussten, dass Julia und Markus (https://sailing-insieme.com) sich in der Bucht aufhalten. Wir hatten sie im Dezember 2019 schon mal kurz in der Rodney Bay getroffen. Die beiden haben mittlerweile einen Online-Shop für Segler. Dort gab es im Januar ein gutes Angebot für einen Spinnacker mit eingebautem Flügel (Oxley Levante). Nach langem Überlegen hatten wir uns dafür entschieden. Wir hatten einen schönen Abend mit den Beiden bei uns an Bord und haben viel von ihren Abenteuern und Plänen erfahren. Nebenbei gab es noch ein paar Tipps zum Levante und einen sehr guten Rotwein, den die Beiden mitgebracht haben.


Am nächsten Tag stand die Strecke bis Martinique auf dem Plan. Der Wind wehte gut, allerdings war die Windrichtung nicht optimal und daher haben wir am Ende den Motor zu Hilfe genommen. Wir lagen auch kurz auf Kollisionskurs mit einem Frachter. Diese Boote sind erst so klein am Horizont, kommen dann aber sehr schnell näher. Das AIS-System hat dann bald Entwarnung gegeben und wir konnten beruhigt weitersegeln. Es kamen uns noch ein paar Segler entgegen. Aber die sind ja deutlich langsamer und man hat mehr Zeit zum Ausweichen. In der Bucht von St. Anne haben wir dann noch einen schönen Platz in der Nähe von Manuela und Willi von der Flu Flu bekommen.

Wir sind schon wieder ein paar Tage in der großen Bucht von Saint Anne auf Martinique. Allmählich sind wir wieder im Karibik-Rhythmus. Früh aufstehen und gemütlich frühstücken. Dabei planen wir dann auch den Tagesablauf (aber nur grob😃). Das Boot musste nach der langen Überfahrt entsalzt werden, die Vorräte mussten aufgefüllt werden und wir haben noch ein paar Teile aus Deutschland fürs Boot mitgebracht, die eingebaut werden wollten. Generell warten wir hier auch auf unser neues Segel, das unsere vorhandenen ergänzt. Heute haben wir erfahren, dass es am 24.2. kommen soll. Das wäre super, dann können wir danach weiter in den Norden der Karibik segeln.
Nebenbei versuchen wir unseren selbstgemachten Joghurt und das selbstgebackene Brot (Sauerteig) zu optimieren.
Im letzten Jahr haben wir die Manatee von Hannah und André kennengelernt. In St. Anne lagen wir jetzt neben der Manatee von Heike und Frank. Wir hatten einen schönen Nachmittag mit den Beiden. Es ist immer wieder sehr interessant andere Segler kennenzulernen. Es hat auch zu einem gemeinsamen Spieleabend mit der Crew der Seabourne gereicht. Simon war nicht dabei, da er wahrscheinlich immer gegen seine Mädels verliert (ist mir, Uwe, genauso gegangen).

Beim letzten Sonnenuntergang haben wir mal wieder den grünen Flash gesehen. Dieser Effekt dauert nur ca. eine Sekunde.

Der große Einkauf ist erledigt. Wir sind mit unserer LUWINA in die Bucht von Le Marin gefahren. In der Nähe des Dinghydocks von Leaderprice (Discounter) haben wir geankert und dann sind wir ein paar Mal mit dem Dinghy hin- und hergefahren. Es gibt dort auch einen Carrefour und zwei Bioläden. Jetzt müssen wir unterwegs nur noch die frischen Lebensmittel einkaufen. Das Erstellen der Einkaufsliste war gar nicht so einfach. Oder wisst Ihr, wie viel Gramm Kaffee Ihr pro Woche braucht? Wie viele Nudeln, Milch,…?


In St. Anne haben wir die Zeit mit unseren Freunden und ein wenig Karneval verbracht. Wenn man möchte, ist man hier nie allein. Es ist schon eine schöne Community. Dazu gehört auch Trans-Ocean, der Verein der Blauwassersegler auf der ganzen Welt unterstützt. Auf der Messe BOOT im Januar haben wir Bert und Marlene noch persönlich kennengelernt. Hier konnten wir mal wieder an einem Webinar teilnehmen, welches die beiden moderiert haben. Thema: Andere Länder-andere Sitten. Sehr interessant für uns. Wir haben auch schon erfahren, dass man mit Offenheit, Freundlichkeit und Respekt in den meisten Fällen viele sehr nette Kontakte erlebt.
Nach dem großen Einkauf liegen wir wieder in der Bucht vor St. Anne. Allerdings wollte uns Le Marin nicht ziehen lassen. Der Anker war in einer alten Mooringleine verfangen. Luise hatte viel Mühe mit dem Durchschneiden des dicken Taus während ich aufgepasst habe, dass wir nicht mit anderen Booten zusammenstoßen. Wir haben uns hier mit unseren Freunden aus St. Lucia verabredet und hatten gestern einen schönen Abend zusammen. Es gab viel zu erzählen nach sieben Monaten, die wir uns nicht gesehen haben. Wir machen eine kleine Wanderung von 13 km, immer am Meer entlang, manchmal auch am Strand. Wir sehen viele schöne Buchten mit glasklarem türkisfarbenem Wasser. Die Sonntagswanderung mit Esther und Lincoln war sehr schön. Die Landschaft (Mangroven und wunderschöne Strände) war beeindruckend und die Gespräche sehr vertraulich. Wir haben auch viel zusammen gelacht. Und das alles auf englisch. Heute morgen sind sie zurück nach St. Lucia (ihre Heimat) gesegelt.

Bei den Segler-Freundschaften ist es leider so, dass man sich manchmal nur kurz trifft und dann monatelang gar nicht. Jeder hat seine eigene Reiseroute. Ab und zu überschneiden sie sich. Da muss man einfach den gemeinsamen Moment genießen. Das Gute ist ja, dass man immer wieder neue Segler kennenlernt. Und dadurch wird das Netzwerk immer größer. Letzte Woche haben wir sogar beim Einkaufen in Le Marin mehrmals bekannte und befreundete Segler getroffen.

Das war vielleicht eine Odyssee. Wir hatten im Januar ein neues Segel bestellt. Unsere globalisierte Welt macht es möglich, dass wir ein Segel in einem Onlineshop eines österreichischen Seglerpaares (Sailing Insieme, kennen wir persönlich) gewählt haben, welches in Sri Lanka gefertigt wird. Wir hatten uns für eine Lieferung nach Martinique entschieden, weil es auf unserem Weg von Carriacou zu den British Virgin Islands liegt. Und wir kannten den Trans-Ocean Stützpunkt, den wir als Lieferadresse angegeben haben. Das Tracking der Lieferung klappte prima. Wir konnten den Weg über Doha, Leipzig, Paris nach Fort de France (Martinique) gut verfolgen. Das Paket traf am Ende der Karnevalszeit hier ein. Am Donnerstagabend kam die erste Mail, ich sollte mich melden. Aber es war so eine Mail, auf die man nicht antworten kann. Die angegebene Hotline war leider nicht zuständig. Ich musste selber die richtige französische Hotline ausfindig machen. Irgendwann hatte ich einen netten englisch sprechenden Agenten in der Leitung. Es fehlte angeblich die Rechnung in der Lieferung.
Am Montag kam dann die Mail, dass wir das Paket abholen können. Wir müssen nur mit Papieren von DHL zum Zoll am Flughafen fahren. Das haben wir dann am Dienstag mit einem Mietauto gemacht. Der Zoll hat mir dann erklärt, dass dieser Prozess nur für Waren bis 1000€ gültig ist. Also zurück zu DHL. Dort wurde mir dann eine Firma im gleichen Gebäude wie der Zoll genannt. Diese haben dann das so genannte Clearing gemacht. Am Ende waren wir sehr glücklich als wir das Segel endlich in Händen hatten. Beim Zoll haben wir kurz gedacht, dass das an diesem Tag nichts mehr wird.
Auf dem Rückweg zum Boot haben wir uns noch einen Platten am Auto eingefangen. Beim Wechsel auf den Notreifen hat mir ein netter Franzose geholfen (mein letzter Reifenwechsel an einem Auto war vor 40 Jahren). Also eigentlich hat er es gemacht😃. Die Reparatur und Montage des defekten Reifens hat dann eine Werkstatt für 23€ übernommen. Die Autovermieterin war auch einverstanden. Es war schwierig und aufwändig. Aber wir haben wieder sehr viele nette, hilfsbereite Menschen kennengelernt. Ende gut-alles gut.

Am 5. März konnte es endlich wieder losgehen Richtung Norden. Wir möchten zu den British Virgin Islands, um dort unsere Freunde von der USI und SEGEL.BAR zu treffen. Dann soll es weiter zu den Bahamas gehen. Darauf freuen wir uns schon sehr, da wir beide Inselgruppen noch nicht kennen.
Wir haben uns für 2 Tagesetappen über St. Pierre (30 Seemeilen) und Portsmouth (Dominica, 60 sm) entschieden. Für die nächste Etappe in die Whitehouse Bay (St. Kitts, 130 sm) sind wir die Nacht durchgesegelt. Hier in der Karibik weht der Wind auch nachts permanent. Der Törn führte ziemlich genau nach Norden und der Wind wehte aus Osten. Also werden die Segel gesetzt, richtig eingestellt und der Autopilot übernimmt. Es gibt ja nicht so viel Verkehr wie auf der Autobahn. Wir stellen uns alle 20 Minuten einen Wecker und machen einen Rundumblick. Die Elektronik ist ständig an und alarmiert, falls ein Boot auf Kollisionskurs ist. Es rauscht ganz schön am Heck, wenn unser Boot durch die Wellen gleitet. An den Enden von großen, hohen Inseln sind die Wellen oft ungleichmäßig und unangenehm. Der Wind wird um die Kaps gedrückt, der Meeresgrund steigt meistens schnell an. Das gibt dann manchmal ein chaotisches Wellenbild.


In der Whitehouse Bay haben wir uns tagsüber erholt und am späten Nachmittag ging es weiter in die Marigotbay auf St. Martin (70 sm). Vor uns haben noch zwei Kreuzfahrtschiffe aus der Hauptstadt von St. Kitts abgelegt. Ich hätte mich gerne mal für einen Abend zum Restaurantbesuch auf so ein Schiff gebeamt. Luise wollte lieber auf die Brücke. Jetzt könnte man sich fragen, ob Luise einen neuen Skipper und ich eine neue Köchin haben möchte 😃. Aber keine Bange, wir würden nie im Leben tauschen. Weder uns noch das Boot.
In der Marigotbay waren wir zu früh und mussten im Dunkeln ankern. Wir haben uns einfach in die letzte Reihe gelegt. Nach einem kurzen Schlaf gab es dann erstmal ein schönes Sonntagsfrühstück neben unseren Freunde von der Platypus.
Von hier sind es “nur” noch 80 sm bis zu den BVI. Wahrscheinlich fahren wir schon am Montag weiter, da eine Schwachwindphase angekündigt wird. Da wir ein Starlink-System nach St. Martin bestellt haben, sind wir wieder gut mit Internet versorgt.

Der Wind sollte in den nächsten Tagen weniger werden. Also haben wir schon am 6. März in Richtung British Virgin Islands abgelegt. Es wehen nur 10 Knoten (sehr wenig für die Karibik). Aber aus der richtigen Richtung. Und so konnten wir unser neues Levante der Firma Oxley ausprobieren. Wir haben zum ersten Mal einen Spinnacker gesetzt (und dann gleich 120 qm). Wir hatten vorher viele Tipps von Anne @sailingkiss bekommen. Unser Respekt war groß. Es hat aber alles gut geklappt. Vielleicht lag es ja an der guten Vorbereitung 😃. Und wenn sich so ein Segel aufbläht, ist es einfach nur geil. Vielleicht kennt Ihr den Film “Wind”. Dort setzt ein Boot einen “Whomper” um die Regatta zu gewinnen. Ein toller Moment. Allerdings spießt der Gegner den Whomper mit seinem Spinnackerbaum auf. Sehr unsportlich. https://youtu.be/gYadO8fPjlM (nach “Wind Whomper scene” suchen, der ganze Film enthält tolle Segelaufnahmen).
Aber so etwas gibt es hier nicht. Wir benötigen auch keinen Spinnackerbaum. Dadurch können wir das Segel auch gut zu zweit setzen und bedienen. Und später auch hoffentlich wieder bergen 😃. Vielen Dank auch an @sailing_insieme für das Liefern des Segels und die persönlichen Tipps in St. Lucia.