Die Bahamas – ein Traum

Am 27.04.23 haben wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg von Luperon (Dominikanische Republik) auf die Bahamas gemacht. 170 Seemeilen lagen vor uns. Bei den angekündigten Winden sollte der Törn zwei Nächte dauern. Obwohl es dicht an Haiti vorbei ging (30 sm), haben wir unser AIS angemacht. Es war uns wichtig, dass wir von den großen Schiffen gesehen werden. Piraten hätten uns so auch leicht orten können. Aber ein Blick auf die Webseite mit den gemeldeten Piratenüberfällen zeigte nur einen Überfall auf ein Containerschiff im Hafen von Port-Au-Prince. Und wir hatten nachts wieder Begegnugen mit großen Schiffen, die alle einen großen Abstand zu uns gelassen haben. Es war also eine gute Entscheidung, mit eingeschaltetem AIS zu fahren. Der nächste Tag präsentierte sich mit schönem blauen Himmel und leichtem achterlichen Wind. Da haben wir unseren Levante (Spinnacker) mal wieder gesetzt und waren sehr froh, dass wir ihn an Bord haben. Nachts haben wir ihn geborgen und durch das Vorsegel ersetzt. So kamen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf Great Inagua an, unserer ersten Insel der Bahamas. Wir waren schon per Internet angemeldet. Nachdem wir die Kontaktperson in dem kleinen Hafen angefunkt haben, wurde uns ein Termin mit Customs und Immigration für den gleichen Mittag gemacht. Wir sollten unsere Pässe und Schiffspapiere zeigen. So haben wir dann ein Visum für 90 Tage bekommen. Uns war schon klar, dass wir so eine lange Zeit gar nicht auf den Bahamas bleiben können. Die Hurrikansaison beginnt am 1. Juni und da wollen wir uns allmählich auf den Weg nach Süden Richtung Curacao machen.

Der Ort Matthew Town war sehr einsam, langgestreckt und hatte nichts besonderes zu bieten. Wir haben allerdings die Crew eines Segelbootes getroffen, das die ganze Zeit hinter uns gesegelt ist. Segler erkennt man immer sofort in so kleinen Orten. Wir sind die einzigen, die zu Fuss gehen. Das Boot hat den markanten Namen “Always Saturday”, registriert in Malaysia. Der Schiffsname hat uns an eines unserer Lieblingsbücher “1200 Tage Samstag” von Sönke Roever erinnert. Auf dem Boot waren vier nette, asiatische Männer auf der Suche nach einem Restaurant. Sie haben übrigens keines gefunden, alles geschlossen. Deshalb sind sie noch am gleichen Tag weiter gefahren. Wir sind noch eine Nacht geblieben.

Auf Crooked Island waren wir 2 Nächte. Als wir mittags dort ankamen, war dort ein großer Schwell am Ankerplatz. Wir haben neben unseren Freunden von der USI geankert. Aber ein Besuch war nicht möglich. Das haben wir dann am nächsten Morgen nachgeholt. Wir sind zusammen in einen kleinen Hafen gefahren, der einfach in den Stein gehauen wurde. Sehr praktisch für uns. Auf Crooked Island lebten 2010 nur 323 Einwohner auf 148 km2. Immerhin gibt es einen Laden, der auch frische Lebensmittel anbietet.


Für den Abend haben wir im Gibson‘s Restaurant reserviert. Ein Menü inklusive Getränke für 35$/Person. Wir dürfen das aber nicht weitersagen, da es ein spezielles Angebot für uns war😃.
Der Abend war auf alle Fälle wunderbar. Die Besitzerin hat alles generalstabmäßig geplant. Der lange Tisch war in L-Form aufgebaut. Mit viel Einsatz konnte ich verhindern, dass wir vier nicht in eine Reihe gesetzt wurden. Das wäre ja sehr unkommunikativ gewesen. Als wir gerade saßen, kam die nächste Gruppe rein und am Ende waren wir 22 Gäste. Die Stimmung war sehr familiär. Getränke wurden gereicht. Es gab frittierte Fischstückchen mit Cocktailsauce als Vorspeise. Danach total frischen, knackigen Salat, Brokkoli, Blumenkohl, Reis, Maiskolben, Steak und gegrillten Lobster (halb aufgeschnitten, so dass man gut an das Fleisch kommt). Mit dem Nachtisch gibt es dort wohl immer ein Spiel. Wer ihn richtig tippt, bekommt einen Preis. Mein Nachbar (Stammgast im Restaurant) hatte mir gerade die richtige Lösung ins Ohr geflüstert, als jemand die Lösung in den Raum rief: Key Lime Pie. Nie gehört. Ist wohl DER Nachtisch in Florida. Er wird aus kleinen, so genannten Key Limes gemacht. Oben drauf war eine Baiserschicht. Boah, das war alles so lecker. Und zuguterletzt gab es auch noch eine musikalische Einlage. Ein junger Mann an den Drums, ein kleines Mädchen mit einer Reibe und wahrscheinlich die Mutter mit Gesang. Es war so klasse.
Auf der Rückfahrt zum Boot haben wir einige größere Fische und einen großen Rochen unter dem Dinghi im Schein der Taschenlampe gesehen. So einen Abend vergisst man nicht so schnell.
Bei so einem Segeltörn muss man leider immer wieder Abschied nehmen. Unsere Freunde von der USI haben heute Morgen Richtung Jamaika abgelegt. Und wir segeln weiter zu den nächsten Inseln der Bahamas, wo es noch mehr zu entdecken gibt und das Wasser noch intensiver türkis wird.

Wir haben spontan am Mittwochmorgen entschieden nach Long Island aufzubrechen. Der Wind wehte gut und so konnten wir mit halbem Wind segeln. Am Anfang und Ende der Tour haben wir einen Motor kurz mitlaufen lassen, da wir mit mindestens 5 Knoten fahren wollten. Wir wollten vermeiden, im Dunkeln anzukommen. Die Bucht vor Clarence Town hat nämlich einige Untiefen. Die White Sound aus Dänemark war mal wieder hinter uns. Heute morgen haben wir sie am Steg getroffen und sie haben uns gefragt, ob unser Boot eigentlich nie unter 5 Knoten läuft😃. Wir haben ihnen aber erklärt, woran es liegt. Beim letzten Mal waren sie auch hinter uns, als wir den Spinnacker gesetzt haben. Da waren wir natürlich schneller. Aber wir waren schon etwas stolz auf LUWINA, dass wir auch ohne Motor und Spinnacker mit ihrem Boot mithalten konnten. Sie haben immerhin eine Beneteau 50. Also 10 Fuß länger als unser Boot.
Der Ort Clarence Town ist sehr weitgestreckt. Das ist offenbar üblich auf den Bahamas. Wir haben uns einen Rumkuchen gekauft, ein Mietauto für morgen organisiert und waren im Lighthouse Point essen. Ein sehr schickes Restaurant mit tollem Ausblick auf die türkisfarbene Bucht mit ein paar Segelbooten. Da schmecken die Lamm-Burger gleich viel besser. Was geht es uns gut😊. So kriegt man den Tag auch rum. Jetzt noch mal schnell ins Wasser und dann ran an den Rumkuchen.

Der Besuch von Long Island auf den Bahamas hat sich auf alle Fälle gelohnt. Heute haben wir uns ein Mietauto genommen, um die diversen Sehenswürdigkeiten abzufahren. Zuerst haben wir die Hammilton Cave besichtigt. Mister Cartwright bietet hier seit über 40 Jahren Führungen an. Es ist die größte Höhle der Bahamas. Am schönsten war die Höhle an der Stelle, die von Sonnenstrahlen beleuchtet wurde, die durch Löcher in der Decke schienen. Diese Höhle wurde ca. im Jahr 500 von den Lucayan-Indianern besiedelt und diente offenbar als Hurrikan-Schutz.
Dean‘s Blue Hole hat uns schwer beeindruckt. An einem wunderschönen Strand befindet sich dieses 200 Meter tiefe Loch. Nach fünf Metern im knietiefen Wasser geht es senkrecht nach unten ins dunkelblaue Wasser. Hier werden Wettbewerbe von Apnoetauchern ausgetragen. Schon das Planschen im kristallklaren Wasser rund um das Loch war toll. Wir waren allein mit zwei Apnoetauchern, die gerade trainiert haben. Wer mehr über Apnoetauchen erfahren möchte, sollte sich „Waterwoman“ in der ARD-Mediathek anschauen. Die Besten tauchen über 100 Meter tief.
Uns wurde das Max-Restaurant und sein Conch-Salat (Schneckenmuschel) sehr empfohlen. Dieser wurde direkt von unseren Augen zubereitet und war sehr lecker. Und es gab tatsächlich alkoholfreies Bier.
Zum Schluss haben wir noch das Shrimp-Hole besucht. Dabei handelt es sich um eine kleine Höhle mitten im Gestrüpp, die wir nach 5 Minuten Fußweg von der Straße erreicht haben. Man soll keinen Mückenschutz auftragen, wenn man in der Höhle schwimmen möchte. Die vielen Moskitos auf dem Weg wissen das offenbar. Das Schwimmen in der Höhle war auf alle Fälle ein weiteres Highlight. Und die roten Shrimps 🦐 habe ich auch entdeckt.
Das war mal wieder ein toller Tag im Paradies mit so vielen beeindruckenden Erlebnissen. Eigentlich unbeschreiblich 😃.

Die Bahamas sind echt klasse. Nach den vielen Sehenswürdigkeiten auf Long Island haben wir die unbewohnte Insel Conception Island erkundet. Der Strand vor dem wir geankert haben, ist einer der schönsten der Bahamas. Am Nachmittag bekamen wir dann Besuch von Iris und Mikkel von der Segelyacht EMMA. Bisher sind wir immer weitergesegelt, wenn sie in die Bucht kamen. Cool fanden wir, dass sie rübergeschwommen kamen und zwei Dosen Bier für uns dabei hatten. Ein Dankeschön für unsere Tipps, was man auf Long Island anschauen sollte (hatten wir Ihnen per Funk gegeben).
Am nächsten Tag sind wir zusammen mit dem Dinghy in die Lagune von Conception Island gefahren. Dieses soll man kurz vor Hochwasser machen und kurz danach wieder raus. Insgesamt waren wir fast 2 Stunden dort. Die Lagune ist ein Traum. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Wasser ist 0,5 bis 2 Meter tief. Von kristallklar bis dunkelblau sind alle Blau/Grüntöne vorhanden. Als der erste Rochen aufgetaucht ist, war Iris nicht mehr zu halten. Wir haben den Anker geworfen und sind hinterher geschwommen. Wir waren die ersten in der Lagune. Daher war es beruhigend, dass noch ein paar Dinghies auftauchten. Wir haben dann gleich mal geklärt, ob wir die selbe Zeit fürs Hochwasser hatten. Wir haben aber auch gemerkt, dass das Wasser noch in die Lagune lief. Später tauchte noch ein blaues Loch auf (5 Meter tief), welches von einem Barracuda bewacht wurde. Als wir uns schwimmend dem blauen Loch näherten, hat er uns gleich klar gemacht, wer hier schwimmen darf.

Die Schildkröten waren sehr scheu, aber wir konnten ein paar von Nahem sehen. Bisher haben wir Mangroven nur in grünem Wasser entdeckt. Hier stehen sie in klarem Wasser. Ach ja, Vögel gibt es auch viele. Da einige Arten auf dem Boden brüten, darf man momentan einige Bereiche nicht betreten. Es fiel uns schwer, die Lagune zu verlassen. Aber das Wasser lief schon wieder heraus und wir wollten das Beiboot nicht raustragen.
Am Abend gab es dann noch ein leckeres Essen und ein interessantes Gespräch auf der Emma. Heute trennen sich unsere Wege. Vielleicht sehen wir sie nächstes Jahr auf Kuba wieder. Obwohl es nur ein kurzes Treffen war, haben wir es sehr genossen.

Als Nächstes haben wir auf den Bahamas die Inseln Stocking Island und Great Exuma Island besucht. Die beiden Inseln liegen gegenüber und dadurch hat man beim Ankern sehr viel Schutz. Die Einfahrt war etwas kniffelig, aber mit gutem Kartenmaterial machbar. Auf Stocking Island gibt es einen Art-Trail, auf dem Segler sich mit vielen Kunstwerken verewigt haben. Wir haben ein Windspiel aus Rohrresten beigesteuert. Ob es Kunst ist, sollen andere entscheiden😃. In Kunst an der Schule hätte ich mich über ein „befriedigend“ gefreut. Neben dem Art-Trail im Osten sind wir noch über den Westteil der Insel gewandert. Außerdem haben wir die Stachelrochen besucht, die bis zum Strand kommen (weil sie von einigen Touristen gefüttert werden).
Georgetown hat einen kleinen See, auf dem man mit dem Dinghy fahren kann. Der Lebensmittelladen und die Tankstelle haben ein eigenes Dinghydock. Sehr praktisch. Wie der kleine LKW: man legt seinen Müllbeutel auf die Ladefläche und wirft das Geld dafür durch die geöffnete Windschutzscheibe (Preise stehen auf einem Zettel).
Neben uns in der großen Bucht lag Dirk mit seinem Boot LUNA. Er kommt aus Essen, wo wir auch mal vier Jahre gewohnt haben. Wir haben uns sehr gut mit ihm verstanden. Leider trennen sich unsere Wege wieder. Aber das kennen wir ja schon.
Total verblüfft waren wir, als wir unseren Freund Lincoln aus St. Lucia vor dem Supermarkt getroffen haben. Wir wussten, dass er mit einem Freund ein Boot aus Florida nach St. Lucia überführt. Aber dass wir ihn spontan hier treffen. Die Seglerwelt ist doch sehr klein. Vor der Weiterfahrt haben wir in Georgetown noch einige frische Lebensmittel gekauft. Zum Glück gibt es im Laden einen Scanner zum Checken der Preise. Darum sind einige leckere Käsesorten im Kühlregal geblieben. 15 Euro für ein kleines Stück war uns doch zu teuer. Zum Glück haben wir noch welchen aus Martinique. Blumenkohl und Broccoli konnten wir nicht scannen und haben erst auf dem Einkaufszettel gesehen, dass sie auf dem Preisniveau vom Käse sind. Aber wir essen beide gerne Gemüse. Das muss einfach mal sein.

Die Tankstelle für Autos hat auch ein Dinghydock. Also haben wir unsere beiden 20 Liter Kanister drei mal voll Diesel gefüllt und in den Bootstank geleert. Die 120 Liter reichen bei einem Durchschnittsverbrauch von 1,7 Litern für ca. 70 Stunden Motorfahrt. Das entspricht 300- 350 Seemeilen (je nach Wind und Welle). Die beiden Tanks und die beiden Reservekanister waren nach der Aktion jedenfalls wieder voll.

Unsere kleine Bahamas-Runde ist schon fast wieder vorbei. Immerhin waren wir fast vier Wochen hier. Der schönste Teil war dort, wo es flach und einsam war. Wie z.B. das flache Gebiet bei den Exumas. Dort sollte man sich an die empfohlenen Wege halten. Es ist oft nur 3-5 Meter tief (und oft auch flacher). Dafür ist man durch die vielen kleinen Inseln vor den Atlantikwellen geschützt. Es kam uns vor wie Segeln auf dem niederländischen IJsselmeer (auch nicht sehr tief). Allerdings ist das Wasser nicht so schön türkis. Eine Durchfahrt vom Atlantik in den flachen Bereich (Cut) haben wir umfahren, da die Seekarte nur 1,1 m Tiefe angab. Bei 1,3 Meter Tiefgang unseres Bootes war uns das zu knapp. Es wäre sowieso nur bei Flut gegangen.

Auf Flamingo Cay haben fleißige Heinzelmännchen einen Trail zur Nachbarbucht mit Strandgut, vor allem Schuhen, markiert. Auf diesem Weg geht man über steinige Platten an vielen Teichen vorbei, die unterirdisch alle mit dem Meer verbunden sind. Deshalb soll es viele Shrimps in diesen Tümpeln geben.

Wir segeln wieder zurück Richtung Dominikanische Republik. Die Hurrikansaison nähert sich und da möchten wir weiter nach Süden Richtung Curacao. Die erste Etappe führte von Racoon Cay nach Inagua. Der Wind sollte aus West bis Nordwest wehen. Zwar schwach, aber immerhin. Wir müssen die nächsten 500 Seemeilen nach Osten und normalerweise kommt der Wind von dort. Diesen Gegenwind konnten wir mit diesem günstigen Wetterbericht vermeiden. Nachts war der Wind für sechs Stunden eingeschlafen (gönnen wir ihm). Aber ansonsten wehte er leicht von hinten und wir haben unseren Levante ausgepackt, nachdem wir eine kleine unbewohnte Klippe im Atlantik umrundet hatten. Der direkte Weg hätte durch ein Gebiet geführt welches als unerforscht in der Seekarte steht. Wir wollten nicht Kolumbus spielen und sind schön drum herum gefahren.

Das Ausklarieren hat gut funktioniert. Auf der Rückfahrt mit dem Dinghy zur LUWINA haben uns Delfine begleitet. Wir sind sogar extra an unserem Boot vorbei gefahren, um uns ein Rennen mit den Beiden zu liefern. Wir haben natürlich verloren.

Wir haben ja viel von Seglern erzählt, von denen wir uns immer verabschieden müssen. An unserem nächsten Ankerplatz in Luperon warten schon Anne und Chris (SV Bonita) auf uns. Das gibt es also auch.