Zurück in Luperon (Dominikanische Republik)

Ich glaube, dass die Delfine vor Inagua Island uns verabschiedet haben. Beim Aufholen des Ankers waren sie nochmal kurz vorne am Bug bei mir, als ich den Anker aus dem Boden geholt habe. Danach kamen sie bei Uwe am Steuerstand vorbei.
Wir sind am Nachmittag in Richtung Luperon (Dominikanische Republik) aufgebrochen. Es war nur wenig Wind vorhergesagt. Daher war klar, dass wir mehr als 40 Stunden für die 170 Seemeilen brauchen würden. Normalerweise weht hier ein kräftiger Wind aus Osten. Genau da wollten wir aber hin. Also haben wir auf dieses Wetterfenster gewartet. Es ist schon klasse, was heute alles möglich ist. Bereits eine Woche vorher konnte man dieses schon in den Wettermodellen erkennen. Und es kam auch so. Leider gab es auch die großen angekündigten Flautenlöcher. Aber es ist natürlich viel angenehmer bei glatter See zu motoren als gegen starken Wind und Welle. Das konnten wir in der zweiten Nacht merken, als der Wind auf einmal mit 20 Knoten genau von vorne wehte. So lokale Effekte können nicht vorhergesagt werden. Wir sind etwas nach Süden abgefallen und der Wind drehte auch bald nach Norden. So konnten wir zwei Stunden schön segeln. Alles mitten in der stockdunklen Nacht. Aber wir kennen unsere LUWINA ja mittlerweile sehr gut und fühlen uns sicher. Als die Sonne aufging, schlief der Wind auch wieder ein und wir mussten einen Motor wieder starten. Unterwegs ist nicht viel passiert. Unsere Mahlzeiten strukturieren den Tag. Dazwischen wird gelesen, geschlafen, gechillt oder ein Film geschaut.
Unsere Angelversuche waren leider nicht erfolgreich. Aber immerhin haben wir endlich mal mit dem Angeln angefangen.
Beim Anlegen an der Boje hat uns dann Papo geholfen, den wir schon vom letzen Besuch in Luperon kennen. Nachdem Richard zum Einklarieren an Bord war, durften wir auch an Land um uns bei den anderen drei Stellen anzumelden. Die Leute sind so freundlich hier, wir haben uns gleich wieder wie zu Hause gefühlt.
Im Restaurant haben wir Leonie und Thilo (SV Blue Horizon) getroffen. Wir haben sie im Januar in Carriacou kennengelernt. Anne und Chris (SV Bonita) sind auch hier. Es wird also nicht langweilig, wenn wir auf das nächste Wetterfenster warten.

Nach einer Woche in Luperon haben wir festgestellt, dass es ein sehr schöner Platz ist. Man kann es sehr lange hier aushalten. Viele verbringen hier die Hurrikansaison. Andere sind sogar noch länger hier. Es gibt eine große Seglergemeinde. Fast jeden Tag wird eine Aktion angeboten: Yoga drei mal die Woche, Captains Table, Holzofenpizza und Pool, Karaoke, Poker, Flohmarkt, Poolparty,… Beim Geburtstag von Alison waren wir dabei. Sie lebt hier seit fünf Jahren auf einem Boot und kümmert sich um die Segler. Sie hat einen Verein gegründet, der die Segler hier betreut. Der Verein hat u.a. ein Dinghydock für die Segler und Fischer gebaut.
Es ist immer wieder sehr schön für uns zu erleben, wie intensiv man andere Segler kennenlernen kann. Natürlich nur wenn die Chemie oder Wellenlänge stimmt. So schnell hat das zu Hause an Land nicht funktioniert. Es entstehen nicht nur Freundschaften sondern auch Bekanntschaften. Wenn man sich bei einem Bier über Gott und die Welt (sowie Segeln natürlich) unterhalten kann, ist das doch wunderbar. Und alle sind sehr hilfsbereit.

In der Bucht von Luperon gibt es einen kleinen Trampelpfad, der zu ein paar kleinen Blow-Holes führt. Diese Löcher im Boden sind mit dem Meer verbunden. Bei starkem Seegang kann so Luft oder Wasser durch die Löcher nach oben gedrückt werden. Als wir dort waren, konnten wir das Meer nur gurgeln hören.
Auch unter Seglern gibt es mal einen Spieleabend. Unsere beiden Lieblingsspiele “Skyjo” und “6 nimmt” sind schnell erklärt. Wir hatten sehr viel Spaß mit den Crews der Bonita und Little Dream.


Unsere Zeit haben wir auch für Bootspflege, ein paar kleine Reparaturen und Wartungsarbeiten genutzt. Der Rumpf musste mal poliert werden. Das sieht danach besser aus und schützt die Oberfläche. Beim Polieren hatten wir lokale Helfer engagiert. Die Preise sind fair und die Locals freuen sich über eine Ennahmequelle. Den Motor, der das Dinghy aus dem Wasser auf unsere LUWINA hebt, konnten wir selber reparieren. Die Löcher und Risse im Dinghycover hat der Segelmacher für uns geflickt. Er kann das besser und schneller als wir. Den Riggcheck haben wir dann selber mit Hilfe von Anne und Chris durchgeführt. Luise und Chris haben jeweils eine Leine bedient, die an dem Bootsmannsstuhl festgebunden waren. Falls ein Fall brechen würde, gibt es noch eine Sicherheitsleine. Zum Glück haben wir eine elektrische Winch, da musste mich keiner von Hand hochkurbeln. An dem Rigg ist alles o.k. Es ist alles in einem guten Zustand und sieht stabil aus. Wir versuchen ja auch immer unser Rigg zu schonen.
Durch den langen Aufenthalt hier lernen wir immer mehr Geschäfte und Restaurants kennen. Sehr lecker war es in einem polnischen Restaurant. Der polnische Koch braucht immer sehr lange für die Zubereitung (das hatten wir schon vorher gehört). Aber seine Gerichte sind super lecker. Es gab sogar etwas Vegetarisches für Franz.


Nicht so schön war der Brand von einem großen Fischerboot an der Stadtmole. Durch den starken Wind zu diesem Zeitpunkt wurden noch weitere Schiffe in Brand gesetzt. Es gibt Gerüchte, dass der Brand durch Schweißarbeiten ausgelöst wurde. Zum Glück wurde niemand verletzt. Wir liegen ca. 400 Meter von der Mole entfernt. Da der Wind von uns zum Dock wehte, waren wir nicht gefährdet. Ansonsten hätten wir die Bucht verlassen.

Am vergangenen Sonntag haben wir bei Nino zwei Autos geliehen, um zu den Wasserfällen zu fahren. Wir, das sind Anne, Chris (SV Bonita) Ina, David (SV Kontiki) Andrea, Brent (SV Happy Jack), Lucie, Uwe und ich. Anne und Chris haben wir im Nationalpark Haitisis kennengelernt, die anderen hier in der Bucht von Luperon.
Es gibt insgesamt 27 Wasserfälle, wovon aber aktuell nur sieben geöffnet sind. Am Eingang wurden wir mit Helm und Sicherheitsweste ausgestattet und unser Tourguide Maicol hat uns in den Dschungel geführt, wo es auch viele Mango- und andere einheimische Bäume gibt: u.a. Avocado, Sauerorangen und Granatapfel. Maicol hat alles fotografiert und gefilmt, so dass wir am Ende tolle Aufnahmen von unseren Sprüngen und Rutschen hatten. Uwe und mich hat er Papi und Mami genannt. Wir waren ja auch mit lauter jungen Leuten unterwegs. Außerdem sind Mami und Papi hier eine Respektsperson. Unsere Gruppe hat sich auf alles eingelassen. Die Anlage ist schon beeindruckend. Überall auf den Felsen wurden Holztreppen und -podeste gebaut. Dadurch kann man gut in den Fluss springen und über eine natürliche Rutsche nach unten gelangen. An den Sprungpodesten gibt es auch immer eine Leiter, falls man nicht springen möchte. Der zweite Sprung ist immerhin sechs Meter hoch. Das Wasser war erfrischend und die Umgebung einfach traumhaft. Schon das Schwimmen in dem kleinen Fluss war wunderschön. Es hat allen sehr gut gefallen und wir hatten viel Spaß.

Zum Abschied von Luperon waren wir endlich mal im New Amsterdam bei Pizza mit Gelegenheit, den Pool zu nutzen. Dazu gibt es dann Bier vom Fass. Unsere italienische Freundin Giovanna sagt nämlich, dass die Italiener Bier zur Pizza trinken (und nicht etwa Rotwein). Unsere neuen Freunde Anne und Chris (@sailing.bonita) haben uns zum Abschied zwei tolle selbstgemachte Armbänder und einen sehr lieben Abschiedsbrief geschenkt. Wir hatten zwei schöne, intensive Wochen mit den Beiden. Mal schauen, wann wir sie mal wiedersehen. Auch Franz (@svlittledream) konnten wir in dieser Zeit näher kennenlernen.
Die Weiterfahrt nach Samana war dann etwas ruppig. Tagsüber wehten uns 25 Knoten und nachts noch 15 Knoten Wind entgegen. Nach einer Pause in El Valle konnten wir dann wenigstens segeln. Zwar hart am Wind mit bis zu 2 Meter hohen Wellen am Kap Cabron bei 25 Knoten Wind. Unsere Orangen sind leider seekrank geworden😃. Nach Umrundung des Kaps konnten wir dann bei halbem Wind nach Samana rauschen. Unsere LUWINA liebt diese Bedingungen, sie wurde in Kapstadt gebaut. Da ist es meistens so windig und wellig.
Jetzt bereiten wir noch die Überfahrt nach Curacao vor und dann verlassen wir den Atlantik und segeln in die Karibik. Von hier ist es kürzer zur berücktigten Mona Passage zwischen Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Und so können wir es besser steuern, dass wir tagsüber durchsegeln. Diese Passage ist bekannt für nächtliche Gewitter sowie hohe Wellen und starke Strömungen. Zwischen den Inseln fällt der Meeresboden relativ schnell auf über 2000 Meter ab. Dadurch können sich bei starkem Wind hohe Wellen bilden. Aber wir schaffen das! Es sind schon kleinere Schiffe als unseres durch diese Passage gesegelt.