Quer über die Karibik nach Curacao

Vor der langen Fahrt nach Curacao haben wir noch einige Vorkehrungen in Samana (Dom. Republik) getroffen. Unter anderem haben wir 100 Liter Diesel mit dem Motorradtaxi von der Tankstelle im Ort geholt. Mit Hilfe eines großen Trichters, der auch einen Filter enthält, wurde der Diesel gleich in den Tank gefüllt. Das Diesel-Manöver haben wir in zwei Fahrten erledigt. Am nächsten Tag hatte die Tankstelle am Dock wieder neuen Diesel. Aber an dem hohen Betondock wollten wir sowieso nicht mit LUWINA anlegen. Das hätte man auch mit dem Dinghy machen müssen. Und auch das Dinghy ist dort wegen rauer Betonsäulen und scharfkantiger Eisentreppe gefährdet.
Zum Einkaufen auf dem Markt und im Supermarkt haben wir wieder unseren Einkaufstrolley genutzt. Wir sind so froh das wir ihn haben, er erspart uns so manche Schlepperei. Die Verkäufer wundern sich immer, dass wir keine Plastiktüten wollen. Eigentlich wollten wir eine stabile Tüte im Trolley mit den Einkäufen vom Markt füllen. Und danach nach oben rausheben, um darunter Saft, Milch und andere unempfindliche Lebensmittel zu verstauen. Aber als wir im Markt und bei zwei mobilen Händlern eingekauft hatten, war der Trolley voll👍. Gut so. Wir beide lieben frisches Obst und Gemüse. Die Lebensmittel aus dem Supermarkt haben wir dann so getragen. Es gab sogar frischen Gouda und Ziegenkäse.
Jetzt bereiten wir noch etwas Essen für die Fahrt vor und morgen geht es los. Das Wetterfenster für die Mona-Passage zwischen der Dom. Republik und Puerto Rico sieht gut aus. Es wurde schon die erste tropische Welle dieser Hurrikansaison angekündigt. Aber diese kommt erst am Samstag in einer Woche hier an. Und dann auch schon abgeschwächt. Wir sollten dann schon in Willemstad auf Curacao sein. Aber das sind alles Vorhersagen. Wir werden die Entwicklung beobachten.

Zum Abschied von Samana gab es noch ein Paar neue Handschuhe für Miguel. Er hat immer auf unser Dinghy aufgepasst. Jetzt hat er vorübergehend einen Job auf der Baustelle. Er hat sich wahnsinnig gefreut, immer wenn wir vorbeikamen hat er freundich gewunken. Die Kommunikation mit ihm war etwas schwierig, weil er wohl eine Sprachstörung hat, aber mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Spanisch hat es immer gut funktioniert.

Unsere Fahrt von Samana (Dom. Republik) nach Curacao war echt ein Erlebnis. Wir mussten erst mal gegen den vorherrschenden Ostwind mit Hilfe der Motoren fahren (ca. 70sm). Da das Meer hier auch nicht so tief ist, baut sich eine kabbelige Welle auf. Leider ging der Wind auch nachts nicht zurück wie es eigentlich vorhergesagt war. Und dann tauchten um uns herum auch noch überall kleine Fischerboote auf, die teilweise ihre Funzel erst angemacht haben, als wir uns ihnen genähert haben. Diese kleinen Fischerboote sehen wir weder auf dem Radar noch auf AIS. Das war ganz schön spannend. Ab Mitternacht war dann kein Fischerboot mehr in Sicht und wir konnten wieder abwechselnd schlafen. Wir haben keine feste Wacheinteilung sondern entscheiden nach Tages-/Nachtform, wer sich zuerst hinlegt. Der andere döst dann vor sich hin, liest, hört Musik oder schaut einen Film. Der Wecker klingelt alle 15-30 Minuten. Dann wird ein Rundumblick gemacht. Im Salon haben wir rotes Licht an, damit die Augen nicht geblendet werden und noch Lichter von anderen Schiffen sehen.

Ab der Mona-Passage zwischen der Dom. Republik und Puerto Rico konnten wir dann bei leichtem Wind segeln. Über diese Passage hatten wir vorher viel gehört: starke Winde, chaotische Wellen und Strömungen, ab Nachmittag Gewitter,… Das Meer zwischen den beiden Inseln steigt schnell von über 2.000 auf 40 Meter an. Wenn der Atlantik vom Norden in die Karibik drängt, kann es dann schon mal kräftige Strömungen an der Oberfläche geben. Wir haben uns für einen küstennahen Kurs tagsüber entschieden und das hat auch gut geklappt. Als es dunkel wurde, haben uns graue Wolken Wind bis 30 Knoten gebracht, es hat auch kurz und heftig geregnet. Wir haben natürlich die Segelfäche verkleinert und uns gefreut, dass wir alles vom Steuerstand aus machen können. Wir hatten auf der gesamten Fahrt über die Karibik viel Wind und Welle. Bei unserem letzten Check des Wetters war das noch nicht so. So hat es bis zum Ende gut geschaukelt und das Boot hat jetzt eine Salzkruste ( und nicht nur das Boot). Interessant fanden wir auch, dass uns ein griechischer Frachter in der Nacht angefunkt hat, wo wir ihn passieren möchten. Natürlich hinter dem Heck. Wir fahren doch nicht einem Frachter vor den Bug, der mit 20 Knoten durch die Karibik pflügt (obwohl wir unter Segel Vorfahrt haben).
Wir konnten viele Erfahrungen auf den 500 Seemeilen machen, für die wir 4 Tage gebraucht haben: Wir haben sehr gut als Team funktioniert, wir schaffen lange Etappen + LUWINA ist ein sicheres stabiles Schiff. Das ist auch nötig. Auf der Karte könnt Ihr sehen, dass wir eine lange Strecke über die Karibik gesegelt sind, ohne eine Insel in der Nähe zu haben. Sonst haben wir uns ja immer an den Inseln entlang gehangelt. Wir sind ganz schön geschafft und genießen jetzt das ruhige Wasser in der abgeschlossenen Bucht Spanish Waters. Heike und Frank (@manatee_sailing ) haben uns direkt nach der Ankunft nett begrüßt und mit vielen Tips versorgt. Das Seglerleben kann so schön sein😃.

Der erste Eindruck von Curaçao und der Hauptstadt Willemstad ist sehr positiv. Wir liegen mit unserem Boot in der großen Bucht Spanish Waters. Es ist mehr eine Lagune, da nur ein schmaler Kanal in die Bucht führt. Es fühlt sich an, als ob wir auf einem See ankern. Die Ankerzonen sind in die Bereiche A-D eingeteilt. Wir lagen zuerst in B. Aber dort sind einige Surfer sehr knapp am Boot vorbei gesurft. Da hätte man nicht in Ruhe schwimmen können. Also sind wir in den Bereich A gewechselt. Dort liegt auch die Manatee von Heike und Frank, die wir seit dem Frühjahr kennen.
Zum Anmelden bei Customs, Immigration und Hafenkantoor konnten wir mit dem Bus nach Willemstad fahren. Die Bushaltestelle ist direkt beim Dinghydock. Von der Busfahrerin bis zu den Mitarbeitern bei den offiziellen Stellen waren alle sehr freundlich. In der Stadt haben uns die farbigen Häuser und die Auswahl an Obst und Gemüse am floating market begeistert. Auf Curaçao wächst nicht viel und so wird fast alles aus Venezuela importiert. Unsere Mittagspause machen wir in einem Eetcafé, wie wir es schon aus den Niederlanden kennen. Wir genießen Frikandel, Fritjes und Heineken 0.0.
In Willemstad gibt es ebenfalls eine große Bucht, die über einen breiten Kanal mit dem Meer verbunden ist. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es eine schwimmende Brücke. Falls ein Boot durchfahren möchte, wird die Brücke zur Seite gefahren. Kostenlose Fähren übernehmen dann den Transport. In den nächsten Tagen werden wir noch mehr von der Insel erkunden. Auf ARTE haben wir eine Dokumention über eine Delphintherapie gesehen. Sehr interessant. Die Delphine leben in einer Bucht, in die permanent Meerwasser gespült wird. Regelmäßig machen die Trainer mit den Delphinen einen Ausflug aufs offene Meer. Und sie kommen immer wieder mit zurück in ihre Bucht.

In der ersten Woche auf Curacao haben wir uns vor allem im Schiffszubehörladen und in den Baumärkten herumgetrieben. Eine Bilgenpumpe war defekt, unsere Curacaoflagge haben wir selber gebastelt und wissen nicht, wie lange sie im Wind hält. Unter der Matratze fehlte noch ein Lattenrost, im Bad noch ein Organizer aus Stoff,… Wir konnten sogar die verwendete Farbe für unseren Salon anmischen lassen, um ein paar Stellen auszubessern. Dafür hat eine abgeblätterte Farbprobe gereicht.
Nach unseren Eindrücken von dem Brand der Fischerboote in Luperon haben wir uns noch einen CO2-Feuerlöscher geholt. In dem Fachladen wurde uns gleich demonstriert, welchen Rückstoß so ein CO2-Löscher abgibt. Wir haben zum Glück kleine Öffnungen am Motorraum. Bei einem Motorbrand können wir den Schlauch vom Feuerlöscher durchstecken und so den Brand bekämpfen, der hoffentlich nie auftritt. Am meisten haben wir uns über ein neues Waschbecken gefreut. Das vorherige hatten wir auf Martinique bekommen. Leider ist eine Parfümflasche hineingefallen…..Der Preis auf dem Waschbecken ist übrigens in “Antillen Gulden” (ANG). Wenn man den Preis halbiert, hat man den Preis in Euro.
Außerdem haben wir noch drei Lebensmittel-Läden entdeckt, die wir gut zu Fuß oder mit dem Bus erreichen können. Dort gibt es endlich wieder eine gute Auswahl an Käse. Und wir haben uns griechischen Joghurt gegönnt, da der Joghurt aus unserem Joghurtmacher nicht mehr so fest wird. Ein Joghurt aus der neuen Produktion wird als Starter für die neue Serie verwendet. Das kann man ca. fünf Mal machen. Unser Start-Joghurt hat ca. 20 Serien durchgehalten.
In der großen Bucht sind wir auch nicht allein. Wir haben uns mit drei deutschen Crews angefreundet. Bei einem Spieleabend auf der LUWINA hatten wir sehr viel Spaß. Unseren 23. Hochzeitstag haben wir mit einem Cocktail und leckerem Essen in einem Restaurant in der Bucht gefeiert.

In der Nähe vom Dinghydock gibt es einen kleinen Strand. Dort treffen sich am Wochenende Familien zum Grillen und Schwimmen. Und morgens sind hier ein paar Frühschwimmer unterwegs. Wir werden Schwimmen auch in unseren Sportplan einbauen. Zum Abkühlen gehen wir auch schon mal in der Lagune ins Wasser. Aber es ist halt nicht so schön klar wie am Strand im offenen Meer. Auf der großen Halbinsel im Süden der Lagune Spanish Waters kann man sehr gut wandern oder walken. Als Segler bewegen wir uns ja sehr wenig und so haben wir unser Sportprogramm wieder gestartet. Im Nordosten der Insel gibt es weitere gute Wanderwege mit der Möglichkeit Höhlen und wilde Strände zu besuchen. Man kann das im Rahmen einer geführten Tour mit einem Quad machen. Aber das ist nicht unser Lieblings-Fortbewegungsmittel und 200 US$ pro Person ist auch ein stolzer Preis. Als nächstes steht jetzt eine Free Walking Tour in Willemstad auf dem Programm. Wir werden davon berichten.